
Harald Horst, Leiter Gebäudesystemtechnik bei der ABB Stotz-Kontakt GmbH in Heidelberg (Quelle: ABB Stotz-Kontakt GmbH)
Herr Horst, die gewerke über greifende System technik ist heute in vielen modernen Gebäuden zu finden. Welche Bereiche der Gebäude auto mation decken Sie mit Ihren Produkten ab?
H. Horst: ABB bietet mit seinem Produktportfolio auf Basis von KNX für alle relevanten Gewerke im Gebäude Lösungen an. Von der Erfassung der dezentralen Energieverbräuche, die heute immer wichtiger wird, über die effiziente Energiesteuerung, die anwendungsoptimierte Steuerung und Regelung von Beleuchtung, Sonnenschutz, Raumklima und Luftqualität, bis hin zu Gefahrenwarn- und Gefahrenmelderanlagen, zum Erkennen und Warnen von Einbruchversuchen und technischen Gefahren sowie zum Hilferuf von hilfebedürftigen Personen.
Gebäudesicherheitssysteme werden zunehmend mit der Gebäudeautomation verknüpft. Welche Lösungen bieten Sie speziell für diese Aufgabenstellung?
H. Horst: Mit der neuen Gefahrenwarnanlage (GWA) bietet ABB jetzt eine VdS zertifizierte Lösung für Sicherheit in Gebäuden ausschließlich auf Basis der KNX Technologie an. Durch die Verknüpfung speziell aufeinander abgestimmter "i-bus"-KNX-Geräte kann somit eine anerkannte Gefahrenwarnanlage nach VdS 3438 installiert werden. Durch die Einbindung von Sicherheitsfunktionen in die Gebäude-Systemtechnik lassen sich neben der Mehrfachverwendung von Meldern viele einfache Zusatzfunktionen realisieren. Neben dieser neuen Lösung für den Wohnbereich, führen wir auch Sicherheitstechnik und Brandmeldetechnik für den gewerblichen Einsatz in unserem Produktprogramm.
Für das künftige Smart Grid und für mehr Energieeffizienz muss auch die Gebäudesystemtechnik ihren Beitrag leisten. Wo sehen Sie in Ihrem Systemportfolio Ansatzpunkte zur Unterstützung dieser Aufgabe?
H. Horst: Die detaillierte Kenntnis des Energieprofils in (Zweck-)Gebäuden ist notwendige Grundlage für Konzepte zur effizienten Energiesteuerung und Integration in intelligente Energienetze. Dazu ist es zunächst notwendig, die Energieverbräuche dezentral zu erfassen. Dies ermöglichen wir zum einen durch ein breites Angebot an Energiezählern, deren Messwerte über eine Schnittstelle auf das KNX- System übertragen werden, zum anderen durch neue KNX-Geräte, bei denen die Energiezähler-Funktion direkt inte griert ist. Hierzu gehören Energieaktor und Energiemodul. In einer neuen Schulungsreihe stellen wir unseren Kunden raumbasierte Lösungen zur Erreichung der Effizienzklassen nach DIN EN 15232 auf Basis der ABB-KNX-Geräte vor.
Ein Automationssystem kann durch unterschiedliche Einflüsse in der Funktion beeinträchtigt werden. Welche Funktionen für einen Notbetrieb sind heute in Geräten integriert?
H. Horst: Funktionsstörungen können vielfältige Ursachen haben. Da KNX ein dezentrales Bussystem ist, beeinträchtigt der Ausfall eines Geräts nicht die Funktion der übrigen Busteilnehmer. Über Softwareparameter kann das Verhalten der Geräte bei Ausfall und Wiederkehr von Versorgungs- und Busspannung eingestellt werden. Wenn erkannt wird, dass ein Busteilnehmer keine Werte mehr sendet, können entsprechende Informationen an eine Leitstelle übertragen werden. Neben den genannten Beispielfunktionen, kann der Systemintegrator mit einem neuen Softwaretool, dem i-bus Tool, gezielt auf ABB-Geräte zugreifen und deren Zustand analysieren. Diese Vorgehensweise hat sich als hilfreiche Unterstützung bei der Diagnose und Fehlersuche bewährt.
Für die Planung, die Inbetriebnahme und die Wartung von umfangreichen Systemen der Gebäudeautoma tion sind gut ausgebildete Fachkräfte erforderlich. Wie unterstützen Sie Ihre Partner im Handwerk bei diesen Aufgaben?
H. Horst: Wir bieten unseren Marktpartnern schon viele Jahre ein breites Schulungsangebot zur Gebäudesystemtechnik. Dieses Angebot ist von den Inhalten und Schwierigkeitsgraden her abgestuft und angepasst auf die Anforderungen vom Anfänger bis zum KNX-Profi. Neben dem bewährten Konzept der Anwesenheitsschulungen, beziehen wir aber auch zunehmend die neuen Medien in unser Schulungskonzept mit ein. Hier bieten wir themenbezogene "eLearning"-Module, Web-Seminare und kurze "eTutorials" an. Als Ergänzung der Schulungsaktivitäten schätzen unsere Kunden besonders die ausführlichen Produkt-, Anwendungs- und Applikationshandbücher.