Gemeinsames Vorgehen

Abbildung von dem ersten KNX-Tastsensor von Gira

Der erste KNX-Tastsensor von Gira steuert bereits in den 1990er-Jahren Licht, Jalousie und Lüftung im Zuhause (Quelle: Gira)

Abbildung von dem kompakten Server Gira X1

Neben dem Homeserver hat Gira den kompakten Server Gira X1 entwickelt. Er ist seit 2017 im Markt und wurde erst in diesem Jahr in seinem Funktionsumfang erheblich erweitert (Quelle: Gira)

Das Besondere daran war das gemeinsame Vorgehen von Industrieunternehmen, die im Bereich der Elektroinstallation in einem direkten Wettbewerb standen und heute immer noch stehen. Aufseiten von Gira waren es vor allem die beiden Geschäftsführer Werner und Helmut Giersiepen, die schon davor in vielen Entscheidungen ein hohes Marktgespür bewiesen hatten, und die in der Automation und Steuerung von Gebäuden im Privatbau eine große Chance sahen. Sie konnten dabei auf eine positive Erfahrung zurückgreifen, denn mit eingebunden in den Kreis der Schalterhersteller war auch die Insta, die bereits seit den 1970er-Jahren gemeinsam Entwicklungsaufträge von Berker, Jung und Gira erhalten hatte – ein erfolgreiches Joint Venture, auf dem man aufbauen konnte.

Der Grundgedanke– ein herstelleroffenes System – hat bis heute uneingeschränkte Gültigkeit: Alle Entwicklungsdokumente, die ein Hersteller von KNX-Produkten benötigt, sind frei zugänglich, und zwar sowohl für die Großen als auch für kleine Nischenanbieter. Vom Herstellerkreis wurde auch festgelegt, dass es für KNX eine einheitliche Programmiersoftware geben soll, die dann von der Dachorganisation bereitgestellt wurde – heute ist das die KNX Association. Entstanden ist so die standardisierte Engineering-Tool-Software (ETS).

Gebäudesteuerung zentral visualisiert

Gira verfolgte vor allem die Idee, die Gebäudesteuerung zentral zu visualisieren und an das World Wide Web anzukoppeln – die Geburtsstunde des Gira Homeservers schlug 1998. In der allerersten Version war das noch eine reine Software auf einer CD, die über Windows 95 auf einem Rechner lief und per Modem angesteuert werden konnte. Einen Schub für die Gebäudetechnik und den Gira Homeserver bedeutete zweifellos die Einbindung erst von Handys, später dann von Smartphones. Letztere trugen wesentlich zur Beschleunigung der Bedienung und zur Verbesserung der Visualisierung bei, über das iPhone von Apple hielten auch die Apps Einzug in die Gebäudesteuerung.

Erfolgsgeschichte mit Startschwierigkeiten

30 Jahre KNX – im Rückblick eine Erfolgsgeschichte, die aber auch Probleme aufwarf, wie Dipl.-Ing. Karl Harald Kleinert, Trainer der Gira Akademie, aus eigener Erfahrung weiß. Denn das Elektrohandwerk war auf diesen, auch technischen, Quantensprung der Gebäudeautomation nicht vorbereitet. Gira entwickelte daraufhin verschiedene Lösungskonzepte, beispielsweise die Schulung eigener Vertriebsmitarbeiter speziell für die Gebäudetechnik, die sogenannten Vertriebsingenieure, die das Handwerk vor allem bei der Programmierung und Beratung unterstützen konnten.

Ein wichtiger Hebel bei der Marktdurchdringung war außerdem das Konzept der Gira-Systemintegratoren, da 2005 Gestalt annahm. Hinzu kam eine breite Schulungsinitiative in allen Bereichen von KNX, die heute in der Giram Akademie zusammengefasst ist. Heute legt die berufsschulische Ausbildung ein anderes und viel breiteres Fundament und liefert damit ein Vorwissen, dass sich jeder aufgeschlossene Elektromeister zu Beginn von KNX noch mühsam erarbeiten musste.

Fazit

K. Kleinert fasst die 30 Jahre Entwicklung von KNX aus seiner Sicht zusammen: „Wenn ich diese Zeitspanne von ihrem Anfangs- und Endpunkt her betrachte, ist der Unterschied gewaltig. Während heute Gebäudetechnik für die Digital Natives das Selbstverständlichste von der Welt ist, so war es vor dreißig Jahren eine unserer ersten Aufgaben, dem Handwerker beizubringen, den PC als Werkzeug zu gebrauchen.“

Durchaus selbstkritisch merkt K. Kleinert aber auch an, dass bei allen Beteiligten fast ausschließlich der Elektromeister im Fokus der Vermarktung stand, während der Endkunde als treibende Marktkraft zu lange außer Acht blieb.

Dipl.-Ing. Karl Harald Kleinert ist als Trainer in der Gira-Akademie der Giersiepen GmbH & Co. KG in Radevormwald tätig.
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