Abbildung von Dietmar A. Half. Half: Die einzelnen Gewerke im Gebäude müssen auch immer richtig gemanaged und gewartet werden.

Dietmar A. Half: Die einzelnen Gewerke im Gebäude müssen auch immer richtig gemanaged und gewartet werden (Quelle: Dial GmbH)

Herr Half, Dial befasst sich mit der Beleuchtung und Automation von Gebäuden. Auch im eigenen Unternehmenssitz nutzen Sie moderne Technologien. Was ist das Besondere am Dial-Gebäude?

Dietmar A. Half: Die einfache Anwendung von einzelnen, voneinander losgelösten smarten Systemen macht noch lange kein intelligentes Gebäude aus. Das Besondere beim Dial-Gebäude ist, das alles miteinander vernetzt ist und von Beginn an auch so geplant wurde. Architektur, technische Ausrüstung und Software sind aufeinander abgestimmt und als technisches Gesamtkonzept geplant. Die unterschiedlichen Kommunikationssysteme bei uns im Haus sind intelligent miteinander vernetzt und bilden in ihrer Summe das zentrale Nervensystem des software ­gesteuerten Gebäudes. Durch die intelligente Vernetzung gelang es die in der Projektanalyse spezifizierten Bedürfnisse nach Energieeffizienz, Sicherheit und Komfort zu erfüllen. Damit die Anwendungen bestmöglich zu uns passen, haben wir die Betriebssoftware selbst programmiert und passgenau zugeschnitten.

Welche Automations- und Netzwerklösungen wurden speziell genutzt?

Dietmar A. Half: Beispielsweise werden für die Automatisierung der Raumfunktion frei programmierbare Automa ­tionssysteme eingesetzt, um eine flexible Raumnutzung zu ermöglichen. Die Raumcontroller kommunizieren via KNXnet/IP über das Backbone miteinander, so konnte die IT-Infrastruktur für die intelligente Vernetzung der Automationseinrichtungen genutzt werden. Um einen störungsfreien Betrieb der Gebäudeautomationskommunikation und der EDV-Kommunikation zu ermöglichen, wurde ein sogenanntes VLAN (Virtual Local Area Network) zur logischen Trennung dieser Systeme errichtet.

Bei einer umfassenden Gebäudeautomation müssen unterschiedliche Systeme integriert werden. Wie haben Sie diese Aufgabe gelöst?

Dietmar A. Half: Der modulare Aufbau der Raumcontroller ermöglichte eine beliebige Skalierung des Systems, indem weitere Klemmen hinzugefügt werden können. So wurde beispielsweise für die indirekte Beleuchtung der einzelnen Büroräume Dali-Klemmen eingesetzt. Neben den Dali-Klemmen haben die Raumcontroller MP-Bus-Klemmen zur Ansteuerung der Volumenstromregler in den einzelnen Büroräumen. Die Volumenstromregler der Lüftungsanlage schließen automatisch, wenn ein Mitarbeiter ein Fenster öffnet. Für den Informationsaustausch mit der Lüftungsanlage auf dem Dach wurde eine LON-Klemme eingesetzt. Gemessen wird die Raumtemperatur in den einzelnen Büro- und Seminarräumen von KNX-fähigen Temperatursensoren. Jeder Mitarbeiter kann die Raumtemperatur individuell, mittels einer App auf dem PC oder auf dem Smartphone, vornehmen. Die Beleuchtung wird über Präsenz und Bewegungsmelder gesteuert – klassische Lichtschalter gibt es bei uns im Gebäude nicht.

Welche Herausforderungen gibt es beim Management eines intelligenten Gebäudes?

Dietmar A. Half: Das technische Gebäudemanagement steuert viel automatisch. Mein Team bekommt ein Signal, wenn etwas nicht stimmen sollte. Das erleichtert die Verwaltung natürlich schon enorm. Allerdings müssen die einzelnen Gewerke im Gebäude auch immer richtig gemanaged und gewartet werden – sonst haben diese Anwendungen oft mehr Nachteile als Vorteile. Um ein Beispiel zu nennen: Die Garantie eines Neuwagens gilt nur dann, wenn der Wagen turnusmäßig gewartet wird. Dazu muss das Fahrzeug in die Werkstatt und wird über entsprechende Diagnose ­geräte analysiert und gewartet. Schraubendreher und Laptop wirken dabei konkurrenzlos und selbstverständlich zusammen. Auch im Bausektor sind Wartungsverträge in vielen Gewerken Basis für Garantieansprüche. Ein Dachdecker wird nur dann Garantie für ein Flachdach übernehmen, wenn er mindestens einmal im Jahr das Dach wartet. Was für einen – aus technologischer Sicht – eher einfachen Gebäudeteil gilt, ist unabdingbar für die Aufrechterhaltung der Betriebslogik eines intelligenten Gebäudes. Bei uns wird diese Aufgabe im Rahmen des technischen Facility Management (FM) von hoch qualifizierten Mitarbeitern durchgeführt, die mit einem herkömmlichen Hausmeister so wenig gemeinsam haben, wie ein Computer mit einem Taschenrechner.

Ist diese Voraussetzung zum effizienten Betrieb eines intelligenten Gebäudes aus Ihrer Sicht immer gegeben?

Dietmar A. Half: Nicht jeder Betreiber ist in der Lage, solches Personal vorhalten zu können. In diesem Fall ist die kontinuierliche Betreuung und Wartung der Betriebslogik durch externe Dienstleister unumgänglich und durch geeignete Wartungsverträge sicherzustellen.

b&a Redaktion

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