Das neue Gebäudekonzept von Philipp Nehse und Patrick Gerstein stärkt die Identität des Orts, indem es die bestehende Villa freistellt und um einen modernen, in das Gelände eingebetteten Anbau ergänzt. (Bild: Jung/Henrik Schipper)
Die Villa im typischen Gründerzeitstil wurde im Jahre 1928 von dem Architekten Fritz Stutzkeitski neben der damaligen Jung-Fertigung, die sich bislang in einem Gewächshaus befand, errichtet. Zeitgleich fand der Bau einer neuen Produktionsstätte am Fuße der Villa statt. Nachdem dieser fertiggestellt war, zog die Produktion in den Neubau und das Gewächshaus neben der Villa wurde rückgebaut. Seither thronte die Villa herrschaftlich auf einem Hügel über der Fertigungsstätte und diente der Familie Jung über drei Generationen als privater Wohnsitz. Die Produktion und Verwaltung von Jung wurden Mitte der 1970er-Jahre einige Kilometer entfernt angesiedelt, die Villa blieb aber noch bis ins Jahr 2015 der Familienwohnsitz.
Die Villa und ihr Neubau
Im Rahmen der Sanierung wurde die Villa respektvoll für die zukünftige Nutzung umgebaut und größtenteils wieder in ihren historischen Originalzustand zurückversetzt. Durch die Hanglage konnte das ehemalige Kellergeschoss zum vollwertigen Stockwerk ausgebaut werden, in dem nun erstaunlich weitläufige Arbeitsräume angesiedelt sind. Die Innenarchitektur des Erdgeschosses wirkt mit hellen Holzböden, einem abgestimmten Farbkonzept und schlicht reduzierten Details sowie flächigen Möbeleinbauten zeitlos. Hier sind vor allem neue Empfangs- und Besprechungsräume angeordnet. Im Obergeschoss der Villa befinden sich weitere Büroräume, während im Dachgeschoss zwei Apartments angeordnet sind.
Die Technik
Dass ein Hersteller wie Jung moderne Technik verbaut, ist nicht verwunderlich. Natürlich ist die Gebäudetechnik smart und von Automatismen unterstützt, natürlich setzt das Beleuchtungskonzept auf Szenarien und Sensoren, natürlich sind Störmeldungen der Sanitärhebeanlage lokal und auch aus der Ferne per Smartphone empfangbar – um nur einige Beispiele aufzuzählen. Aber keine dieser Maßnahmen ist willkürlich oder aus Technikverliebtheit entstanden.
Der Umgang mit Technik ist für Jung immer auch eine emotionale Frage der Haltung. So war es für alle Beteiligten selbstverständlich, dass bei der Komplettsanierung und dem Teilneubau der verantwortungsvolle Umgang mit Ressourcen sowohl beim Bau als auch im späteren Betrieb eine elementare Rolle spielt. Dies umfasst, dass Technik bewusst, sinnvoll und nur dort eingesetzt wird, wo sie notwendig ist. Jens Stoll, Leiter Produktmanagement bei Jung und als Bauherrenvertreter verantwortlich für die technische Ausstattung der Jung Gründervilla, erklärt: „Es ging nie darum, eine Leistungsschau des eigenen Produktportfolios abzubilden, sondern die langfristig beste und nachhaltigste Lösung zu finden.“