Neue Begriffsdefinitionen

Abbildung von Software Rittal Power Engineering. Die Software Rittal Power Engineering unterstützt den Schaltanlagenbauer schrittweise bei der Planung und Konfiguration.

Die Software Rittal Power Engineering unterstützt den Schaltanlagenbauer schrittweise bei der Planung und Konfiguration. (Quelle: Rittal)

Die neue Normreihe behandelt unter anderem die oben genannten PSC auch konzeptionell anders: In einem sogenannten Blackbox-Modell müssen die Schnittstellen der PSC explizit definiert werden. Der Planer muss dabei jetzt für alle Stromkreise den tatsächlich erforderlichen Strom Inc vorgeben. Dieser muss dann vom Schaltanlagenhersteller berücksichtigt werden, insbesondere unter den gegebenen Einbaubedingungen, wie Schutzart, Umgebungstemperatur, Klimatisierung usw. Er muss dabei nachweisen, dass die ausgewählte Gerätezusammenstellung den geforderten Strom führen kann, ohne die zulässigen Grenzübertemperaturen an den Teilen der Schaltgerätekombination zu erreichen.

Auch den Begriff des Herstellers definiert die DIN EN 61439 neu: Unterschieden wird nun zwischen dem ursprünglichen Hersteller und dem Hersteller der Schaltgerätekombination. Der ursprüngliche Hersteller ist dabei definiert als: "Organisation, die die ursprüngliche Konstruktion und den zugehörigen Nachweis der Schaltgerätekombination nach der zugehörigen Schaltgerätekombinationsnorm durchgeführt hat." Der Hersteller der Schaltgerätekombination ist dagegen die "Organisation, die die Verantwortung für die fertige Schaltgerätekombination übernimmt." 

Eine weitere Neuerung betrifft die Definition des Bemessungsstroms InA der Schaltgerätekombination. Dieser entspricht der Summe der parallel eingespeisten Ströme bzw. dem Gesamtstrom, der über das Hauptsammelschienensystem verteilt wird. Da der Strom eines Sammelschienensystems als separater Strom Inc eines Stromkreises zu definieren ist, ist es zulässig, zum Beispiel bei einer Mitteneinspeisung einer Schaltanlage aufgrund der nach links und nach rechts verteilten Ströme den Bemessungsstrom des Sammelschienensystems darauf anzupassen und kleiner als den Bemessungsstrom InA der Schaltgerätekombination zu dimensionieren. 

Bauartnachweis statt einer Typprüfung

Die bisherigen Typprüfungen werden zusammen mit den Begriffen TSK und PTSK abgeschafft. An ihre Stelle treten in der neuen Norm Bauartnachweise. Diese erbringt üblicherweise der ursprüngliche Hersteller, indem er an Mustern einer Schaltgerätekombination demonstriert, dass die Bauart die Anforderungen der zutreffenden Schaltgerätekombinationsnorm erfüllt. Der Bauartnachweis kann durch Prüfung, Berechnung oder die Anwendung von Konstruktionsregeln erbracht werden. Allerdings darf man nicht jedes Merkmal mit jeder Methode nachweisen. Zum Beispiel muss die Wärmebeständigkeit eines Isolierstoffs immer durch Prüfung nachgewiesen werden, während beispielsweise die Luft- und Kriechstrecken dagegen auch berechnet werden können.

Das "Blackbox"-Modell berücksichtigt auch die Einbaubedingungen der Schaltgerätekombination. Insbesondere die Erwärmung wird dabei stärker berücksichtigt. Dies kann dazu führen, dass durch den Einbau eines Schaltgeräts in das Gehäuse einer Schaltanlage der zulässige Bemessungsstrom Inc des Stromkreises geringer ist, als er in den Bemessungsdaten des Schaltgeräts ausgewiesen ist. Der ursprüngliche Hersteller hat daher entsprechend der neuen Norm für jeden Stromkreis den zulässigen Bemessungsstrom Inc zu benennen, den der Stromkreis unter den gewählten Bedingungen führen kann. 

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