Anforderungen nach Norm und die tatsächliche Situation

Betrachtet man die Mindestanforderungen an einen Typ-2-Überspannungsableiter nach der DIN VDE 0100-534 (VDE 0100-534), stellt man fest, dass ein Nennableitstrom In von 5 kA (8/20) für eine normkonforme Anlage ausreicht. Ausgehend von der genannten Betrachtung und den Mess ­ergebnissen im Labor zeigt sich aber, dass es in der Praxis durchaus sinnvoll sein kann, einen Überspannungsableiter mit einem deutlich höheren Ableitver ­mögen einzusetzen.
Daher hat sich als Standard bei Typ-2-Überspannungsableitern mittlerweile die Kombination eines maximalen ­Ableitvermögens I max = 40 kA und Nennableitvermögens I n = 20 kA durchgesetzt. Überspannungsableiter mit ­einem niedrigeren Ableitvermögen (zum Beispiel I max = 20 kA und I n = 5 kA) werden heute meist nur noch als ­ ­zweite Schutzstufe hinter einem ersten Typ-2-Überspannungsableiter verwendet (aufgrund langer Leitungslängen zwischen den Verteilungen) sowie als kombiniertes Gerät mit einer Klassifizierung als Typ 2 und 3. Solche kombi ­nierten Überspannungsableiter können auch als Feinschutz nach einem ersten Typ-2-Überspannungs ­ableiter eingesetzt werden und eignen sich damit besonders für den Schutz von sehr empfindlicher Elektronik.

Fazit

Neben den klassischen Parametern, die bei der Auswahl von Typ-2-Überspannungsableitern berücksichtigt werden, macht es aus Sicht des Endanwenders einer Elektroanlage bzw. des Betreibers eines Gebäudes Sinn, bei einem Überspannungsableiter auch den Faktor Lebensdauer bei der Auswahl einzubeziehen. Hier gilt das Augenmerk ­besonders dem Ableitvermögen, das einen maßgeblichen Einfluss auf die Lebensdauer des Schutzgeräts hat.
Überspannungsableiter mit einem niedrigeren Ableitvermögen als die standardmäßige Kombination aus Nennableitvermögen I n = 20 kA und maximalem Ableitvermögen I max = 40 kA sind aus vielfältigen Gründen am Markt zu finden, sei es für die Anwendung als Feinschutz oder weil die Hersteller Kosten einsparen wollen und die Ableit ­elemente als wesentlichen Kostentreiber geringer dimensionieren. Für den Einsatz als Überspannungsableiter in Haupt- oder Unterverteilungen sind solche Geräte nicht zu empfehlen, weil sie die Lebensdauer der elektrischen ­Anlage senken können.

Ronny Weber ist im Produkt-Management Überspannungsschutz für die ABB Stotz-Kontakt GmbH in Mannheim tätig. Martin Hochstein ist im Produkt-Marketing Überspannungsschutz für die ABB Stotz-Kontakt GmbH in Mannheim tätig.
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