Die Beleuchtung in Verteilerräumen wird häufig normgerecht, aber nicht praxisgerecht installiert.

Die Beleuchtung in Verteilerräumen wird häufig normgerecht, aber nicht praxisgerecht installiert. (Quelle: StockSnap auf Pixabay)

Zu dunkle Lichtverhältnisse, ungewollte Schatten und eine steigende Unfallgefahr bei Wartungsarbeiten sind Folgen unzureichender Beleuchtung . Besonders in Verteilerräumen, wo es auf jeden Handgriff ankommt, ist schlechtes Licht kein kleines Ärgernis, sondern ein ernst zu nehmendes Sicherheitsrisiko. 

Wer bei der Planung spart, zahlt am Ende drauf. Wie aber sieht eine funktionale, sichere Beleuchtung für solche Einsatzorte wirklich aus? Und warum wird dieses Thema in der Praxis so oft unterschätzt?

Zwischen Kabelsalat und Schaltplänen

Tritt man in einen Verteilerschrankraum, erwartet man Technik, keine Lichtkunst. Kabelkanäle, Sammelschienen, Sicherungselemente – das alles fordert klare Sicht, kein diffuses Ambiente. Und doch beginnt genau hier das Problem: Die Beleuchtung wird häufig normgerecht, aber nicht praxisgerecht installiert. Eine Leuchte an der Decke, zentral angebracht, erfüllt vielleicht die Mindestluxzahl – reicht aber selten aus, um komplexe Arbeiten sicher durchzuführen.

Monteure hantieren mit Schraubendrehern auf engem Raum. Dabei reichen schon einfache Handbewegungen, um den eigenen Schatten auf wichtige Beschriftungen zu werfen. Werkzeuge wie Crimpzangen oder Prüfgeräte schlucken zusätzliches Licht und werfen harte, kontraproduktive Schatten auf die Arbeitsfläche. So entstehen gefährliche „blinde Zonen“ – besonders problematisch bei Klemmleisten mit feinen Farbkennzeichnungen oder filigranen Reihenklemmen. Wer in dieser Umgebung bei flackerndem Licht einen Draht falsch anschließt oder die Reihenfolge von Leitern vertauscht, riskiert im besten Fall eine Fehlfunktion, im schlimmsten einen Lichtbogen oder Anlagenschaden.
 
Ein Praxisbeispiel aus einem mittelständischen Technikbetrieb zeigt, wie es besser geht: In einem rund 12 m² großen Verteilerraum wurden flache LED-Lichtleisten direkt an den seitlichen Gehäusewänden montiert – exakt ausgerichtet auf Höhe der Reihenklemmen. Ergänzt wurde das Setup durch einen blendfreien LED-Deckenfluter mit breitem Abstrahlwinkel, der die gesamte Raumtiefe gleichmäßig ausleuchtet. Der Effekt war sofort messbar: keine Schattenbildung mehr auf Beschriftungen, deutlich bessere Sicht auf tieferliegende Schaltschrankbereiche und spürbar schnellere Montagezeiten bei Nachrüstungen und Wartungseinsätzen.

Besonders wirkungsvoll erwies sich der Einsatz einer perfekten LED-Beleuchtung nach Maß, die exakt an die Gehäusebreiten und Raumstruktur angepasst wurde. Selbst in engen Ecken und unterhalb von Kabeltrassen blieb die Lichtverteilung homogen – ein Ergebnis, das mit Standard-Deckenleuchten nicht erreichbar gewesen wäre. 

Von Lichtpunkten zu Sicherheitsfaktoren

Die Lichtplanung in Verteilerräumen darf nicht an der Tür enden – und schon gar nicht an der Decke. Bodenmarkierungen, Kabeltrassen und sicherheitsrelevante Hinweise auf Warnschildern oder Schaltplänen erfüllen ihren Zweck nur dann, wenn sie im entscheidenden Moment klar erkennbar sind. Es reicht nicht aus, irgendwo Licht zu haben. Es muss gezielt platziert sein: am richtigen Ort, im passenden Winkel und zum richtigen Zeitpunkt.

Nicht Stromschläge oder technische Defekte sind die häufigsten Ursachen für Zwischenfälle in Technikräumen – sondern ganz banale Stolperfallen. Unauffällige Kabelbrücken, vergessene Werkzeugkoffer oder locker liegende Bodenplatten sind gefährlich, wenn sie im Halbschatten verborgen bleiben. Genau hier setzen moderne Lichtkonzepte an: Sensorbasierte LED-Lösungen mit Bewegungsmeldern, großem Erfassungsbereich und einstellbarer Nachlaufzeit sorgen für gezielte Ausleuchtung, nur wenn sie gebraucht wird – und genau dort, wo sie gebraucht wird.

Ein besonders effektiver Ansatz ist der Einsatz von LED-Streifen mit neutralweißer Farbtemperatur entlang der Bodenführung. Diese lassen sich so installieren, dass sie bei Betreten des Raumes automatisch aktiviert werden. Die indirekte Lichtlinie entlang der Laufwege sorgt für Orientierung, reduziert Risiken und erhöht ganz nebenbei auch den professionellen Eindruck des Technikbereichs. 

Blendeffekte vermeiden

Was oft unterschätzt wird: Zu viel Licht kann ebenso problematisch sein wie zu wenig – vor allem, wenn es falsch positioniert ist. Blendung durch ungerichtete oder zu grelle Lichtquellen beeinträchtigt nicht nur das Sehen, sondern auch die Konzentration. In Verteilerräumen mit glänzenden Metallflächen, farbcodierten Kabeln und kleinen Bedienelementen können Reflexionen sogar sicherheitskritisch werden. Gerade bei Notfällen oder Schaltungen unter Zeitdruck ist eine fehlerhafte Wahrnehmung durch Blendung ein unnötiges Risiko.

Besonders kritisch ist der sogenannte Direktblend-Effekt: Eine Lichtquelle, die sich direkt im Sichtfeld befindet oder ungünstig auf Augenhöhe montiert ist, kann den Blick auf relevante Komponenten massiv stören. Auch indirekte Blendungen – zum Beispiel durch Lichtreflexe auf polierten Schranktüren oder Schutzscheiben – werden oft erst nach der Installation bemerkt.

Optimale Ausrichtung, optimale Wirkung

Abhilfe schaffen hier entblendete Leuchten mit asymmetrischer Lichtverteilung sowie gezielt eingesetzte Diffusoren. Diese sorgen für eine weiche, flächige Ausleuchtung, ohne grelle Lichtkegel oder harte Schatten. Auch dreh- und neigbare Lichtmodule sind eine hilfreiche Option, um das Licht exakt dorthin zu lenken, wo es gebraucht wird – und nicht ins Gesicht der Technikcrew. 

 

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