Erkennbar gegliedert - kontrastreich gestaltet

Abbildung von Cafeteria. Ein Lichtsteuersystem reagiert auf die Lichtfarbe, -richtung und Beleuchtungsintensität des tatsächlichen Tageslichts im Außenraum und passt diese Lichtstimmungen im Innenraum automatisch an.

Ein Lichtsteuersystem reagiert auf die Lichtfarbe, -richtung und Beleuchtungsintensität des tatsächlichen Tageslichts im Außenraum und passt diese Lichtstimmungen im Innenraum automatisch an. (Quelle: Johannes Roloff)

"Eher Restaurant als Kantine", beschreibt Architektin und Projektleiterin Tanja Nopens von TTSO HWP Seidel den Gastraum. Funktional gliedert er sich in vier Bereiche mit unterschiedlicher Beleuchtung, Deckenhöhe, und Möblierung: Der größte Bereich mit langen Tischbänken aus Holz unter einer offenen, vollständig weiß gestrichenen Decke ist der zentrale Treffpunkt, um auch in größeren Gruppen essen und sich austauschen zu können. Die für das Projekt entworfenen Holzmöbel schaffen punktuelle warme Akzente, denen wiederum die filigrane schwarze Bestuhlung entgegengesetzt ist.

Zentrale Anlaufstelle für die Besucher ist der Free-Flow-Bereich mit der Essensausgabe. Vollständig in Schwarz gestaltet, erstrecken sich seine raumschiffartigen Theken vor der mit übergroßen weißen Fliesen belegten Trennwand zu Küche. Richtung Außenwand befindet sich ein schmaler Bereich mit Vierer-Tischgruppen, der von den Gebäudestützen und einer niedrigeren Decke gefasst ist und sich für ruhige und auch vertraulichere Gespräche eignet. Dahinter erstreckt sich wie ein Panorama das 22 m lange, künstliche Fenster.

Tageslichtähnliche Atmosphäre - sanfte Lichtübergänge

Die Beleuchtung ist einladend, genau wie in einem Restaurant. Einige Sitzbereiche sind durch Pendelleuchten akzentuiert beleuchtet, während die große, flexibel nutzbare Sitzzone im zentralen Gastraum durch eine gitterartige Lichtstruktur eher gleichmäßig illuminiert wird. Die druckvolle Akzentbeleuchtung über den Buffetstationen mit Downlights und einer Farbwiedergabe von Ra>90 setzt die Speisen farbecht in Szene und wird durch dezente Deckeneinbauleuchten im Wegebereich ergänzt.

Die Farbtemperatur der Wegebeleuchtung sowie der Beleuchtung im angrenzenden offenen Küchenbereich ist ebenfalls variabel und wird simultan mit der Panoramafenster-Lichtwand gesteuert. Sämtliche Leuchten sind unter Berücksichtigung des circadianen Rhythmus so programmiert, dass sie eine tageslichtgetreue Atmosphäre schaffen. Durch die sanften Lichtübergänge entsteht der Eindruck, man befände sich in einem Raum mit Tageslichteinfall und lediglich zugeschaltetem, künstlichem Licht.

Fazit

Mit diesem außergewöhnlichen Projekt, das bereits mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet wurde, zeigt Licht Kunst Licht das Entwurfsergebnis einer biologisch wirksamen Beleuchtung für einen tageslichtlosen Raum, welche den individuellen circadianen Rhythmus seiner Nutzer respektiert und stabilisiert.

Andrea Rayhrer ist als freie Fachautorin in Stuttgart tätig.
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