Individuelle Servicebedarfsermittlung anstatt festgelegtem Zyklus

Grafik von Energieverbrauch. Betreiber wissen in Echtzeit, wie viel Energie aktuell verbraucht wird

Betreiber wissen in Echtzeit, wie viel Energie aktuell verbraucht wird (Quelle: Honeywell)

Das neue Servicemodul erfasst auch Sensordaten, um den Zustand der einzelnen mechanischen Geräte zu überwachen und deren Betrieb mit optimalen Benchmark-Werten zu vergleichen, um Abweichungen zu erkennen. Dadurch wird der Betreiber schneller auf drohende Leistungsabfälle oder gar Geräteausfälle aufmerksam gemacht, sodass er rechtzeitig eingreifen kann, bevor es zu kostspieligen Unterbrechungen kommt. Die Abweichungen helfen bei der zustandsorientierten dynamischen Aufgabenverteilung, um den Servicebedarf des mechanischen Systems zu priorisieren, zum Beispiel wann die Luftfilter in einer Lüftungsanlage aus wirtschaftlicher Sicht ausgetauscht werden sollten. Im Gegensatz zu bestimmten, gesetzlich vorgeschriebenen Serviceaktivitäten, etwa der jährlichen Überprüfung eines Sicherheitstemperaturbegrenzers, steht es den Betreibern bei vielen Anlagenkomponenten frei, wann sie gewartet werden. Idealerweise nur dann, wenn tatsächlich eine Störung oder ein Ausfall mit finanziell relevanten Auswirkungen drohen.

Die Zustandsparameter können zudem einen tieferen Einblick in die Lebensdauer oder die Nutzungsdauer mechanischer Geräte geben. Da sich nicht alle Geräte in gleicher Geschwindigkeit abnutzen, können Unternehmen mit den gewonnenen Erkenntnissen fundierte Entscheidungen über die Reparatur oder den Austausch von Geräten treffen.

Fallbeispiel Bürogebäude

Welche Auswirkungen eine ergebnisorientierte Instandhaltung haben kann, konnte in dem folgenden Praxisbeispiel nachgewiesen werden. In einer Unternehmenszentrale mit etwa 3 000 Mitarbeitern, 40 000 m2 Nutzfläche und circa 27 000 physikalischen Datenpunkten wurde bis 2013 mit traditioneller Instandhaltung gearbeitet. Die Energiekosten lagen dabei bei etwa 1 Mio. €/a (Erdgas, Strom und Wasser).

Es gab viele Serviceeinsätze pro Jahr als Reaktion auf Störmeldungen der Gebäudeleittechnik oder auf Meldungen der Gebäudenutzer. Seit 2014 wird die Instandhaltung mit OBS unterstützt. Dabei werden fast täglich neue Anomalien aufgedeckt, bevor es zu Störmeldungen oder unzufriedenen Gebäudenutzern kommen kann. Mittlerweile konnten eine Verbesserung der Komfortbedingungen um 45 % erzielt werden (Häufigkeit Ist-Werte im Soll-Wert-Bereich) sowie eine 16-prozentige Reduzierung des Energieverbrauchs. Mehr als 300 Anomalien werden inzwischen jährlich erkannt, sodass 35 % der Serviceeinsätze mithilfe der Analytics-Software eingespart werden konnten.

Die heutigen Möglichkeiten sind nur der Anfang

Zukünftig werden eine noch genauere Priorisierung sowie eine monetäre Bewertung der Störfälle möglich sein. Unter Einbezug der laufenden Kosten für bestimmte Bereiche, beispielsweise für Energie, kann bei einer Störung detailliert angegeben werden, was ein Ausfall stündlich oder täglich kostet. Der Gebäudebetreiber kann somit schnell entscheiden, welche Servicearbeiten anderen vorzuziehen sind.

Dipl.-Ing. Andreas Kelch ist als Connected Services Solutions Advisor Leader Europe für die Honeywell Building Solutions GmbH in Berlin tätig.
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