Ausgleich regeln – zwischen Verbraucher, Erzeuger und Speicher

Abbildung von Photovoltaik Module. Photovoltaik-Module an jeder geeigneten Fläche des Waltenberger Hauses sammeln die Sonnenenergie ein. Die Energiemenge reicht für die Grundversorgung – selbst bei regnerischen Tagen

Photovoltaik-Module an jeder geeigneten Fläche des Waltenberger Hauses sammeln die Sonnenenergie ein. Die Energiemenge reicht für die Grundversorgung – selbst bei regnerischen Tagen (Quelle: Torben Schüler)

Abbildung von Heizverteiler-Steuerung. Der Blick in die Heizverteiler-Steuerung: Die Warmwasser ­aufbereitung ist die wichtigste Stellgröße für den Ausgleich von Erzeuger, Verbraucher und Speicher im Insel-Stromnetz

Der Blick in die Heizverteiler-Steuerung: Die Warmwasser ­aufbereitung ist die wichtigste Stellgröße für den Ausgleich von Erzeuger, Verbraucher und Speicher im Insel-Stromnetz (Quelle: Torben Schüler)

So ausgeklügelt die Technik auch ist, wirklich funktionieren kann das ganze Inselsystem nur, wenn auch die Verbrauchsquellen intelligent gesteuert werden – und das immer in Abhängigkeit der vorhandenen Sonnenenergie und des Wasserstands. „Die Gesamtregelung aller Erzeuger, Verbraucher und Speicher erfolgt auf Wago-Controllern. Unsere darauf programmierte Regelung hält Erzeugung und Verbrauch im Gleichgewicht“, berichtet P. Müller, geht technisch in die Tiefe und nennt die Basis-Verbrauchswerte: „Die Grundlast liegt etwa bei 4 kW bis 5 kW, die Spitzenlast mit Küchenbetrieb bei circa 18 kW, allein die Kühlung der Lebensmittel benötigt 28 kWh pro Tag.“ Die Leistungsaufnahme der vollausgestatteten Profiküche könne jedoch kaum in die Regelung einbezogen werden. „Es muss eben zu den Essenszeiten gekocht werden“, bringt es P. Müller pragmatisch auf den Punkt.

So sei die wichtigste Stellgröße für den Ausgleich von Erzeuger, Verbraucher und Speicher im Insel-Stromnetz die Warmwasseraufbereitung. Hierbei habe man bewusst auf Solarthermie verzichtet. „Das Warmwasser in insgesamt drei Pufferspeicher mit je 1.000 l Inhalt wird nur mit Überschussstrom elektrisch aufgeheizt. Damit konnten wir einen großen Verbraucher als Stellgröße für das Inselnetz schaffen, der sich schnell und flexibel steuern lässt“, erläutert P. Müller die Entscheidung und fügt hinzu, dass die Steuerung der Heizverteiler auf einem gesonderten Wago-Controller erfolge. „Wir verwenden nämlich auch die Abwärme der Kühlanlagen zur Heizungsunterstützung.“ Das zumindest ist der geregelte Fahrplan für die Frühjahrs- und Sommermonate.

Heizen funktioniert auch ohne Steuerung

In den Wintermonaten ist das Waltenberger Haus jedoch unbewohnt: Keiner kocht, keiner duscht, keiner will sich aufwärmen. Für diese Winterpause hat sich der System­integrator ETM Müller etwas Besonderes einfallen lassen. „Für diese Monate muss alles unkompliziert und robust laufen. Dafür sind sehr einfache elektrische Heizkörper angeschafft worden, die dann in der Hütte verteilt werden“, erzählt P. Müller. Mit einer „Winterschaltung“ schaltet er die Solarmodule dann direkt auf diese Heizungen – ohne jeg­liche Elektronik und Steuerung. „Wir umgehen einfach die Wechselrichter.“

Doch ganz gleich, ob Sommer oder Winter: So unerreichbar, wie man sich als Mensch in den Bergen, am und im Waltenberger Haus fühlt, die Technik ist es dann doch nicht ganz – Inselnetz hin oder her. P. Müller zückt ein Smartphone und verrät: „Ich starte die Wago-App und eine Richtfunkstrecke sorgt dafür, dass ich mit allen Steuerungen kommunizieren und die Gesamtanlage mit Echtzeitdaten überwachen kann“. Und mit nur einem Fingerwisch ist er wieder auf der Insel in den Bergen – wenn auch nur virtuell.

Ulrich Menzel ist als Market Manager Energy für die Wago Kontakttechnik GmbH & Co. KG in Minden tätig.
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