Portrait von Sylvia Schmenk, Solarnova-Geschäftsführerin, mit dem Intersolar Award 2015 für die BIPV am ­ Aktiv-Stadthaus in Frankfurt/Main

Sylvia Schmenk, Solarnova-Geschäftsführerin, mit dem Intersolar Award 2015 für die BIPV am ­ Aktiv-Stadthaus in Frankfurt/Main. (Quelle: Solarnova GmbH)

Frau Schmenk, an welchen Einbauorten kommen Ihre Photovoltaik-Lösungen zum Einsatz? Können Sie uns ­Referenzprojekte nennen?
S. Schmenk: Die BIPV-(Build ­ing-integrated-Photovoltaic-)Elemente von Solarnova ­können fast jeden Teil der Gebäudehülle bereichern: Balkonbrüstungen, Außenfassaden, Dachflächen, Sonnenschutzelemente, Wintergärten oder Carports. Wir fertigen die Elemente bis zu einer Größe von 3,70 m × 2,50 m und mit Glasstärken von bis zu 2 × 12 mm. Und das ausnahmslos am Standort in Deutschland, wo sich auch viele unserer Referenzen befinden: die EWE Arena in Oldenburg, die ­Puma Plaza in Herzogenaurach, das mehrfach preisgekrönte Aktiv-Stadthaus in Frankfurt/Main. Doch auch international konnten wir uns schon an tollen Projekten beteiligen.

Welche Vorteile bietet Ihr System den Nutzern der Immobilie?
S. Schmenk: Je nach individuellem Anspruch und Projekt dient die BIPV der Verschattung, Wärmedämmung und dem Wetter-, Sicht- oder Schallschutz. Auch können die BIPV-Module in Isolierglas-Einheiten verbaut werden; inklusive Dreifach-Glasaufbau lässt sich so sogar der Passivhaus-Standard erreichen. Natürlich steht die Stromerzeugung im Vordergrund. Beispielsweise am "Bella Donna Haus" in Bad Oldesloe wurde BIPV als Warmfassade integriert. Die 35 Isolierglas-Einheiten erzeugen im Jahr um die 1 500 kWh, was rund einem Viertel des Stromverbrauchs des gesamten Gebäudes entspricht. Am Aktiv-Stadthaus in Frankfurt/Main liefern die 348 maßgeschneiderten Module in der Fassade genau das "Plus" an Energie für das ambitionierte Ziel des "Plus-Energie-Haus"-Status. Nicht zuletzt sprechen auch "weichere" Faktoren für BIPV: es ist eine innovative Form der Stromerzeugung, die nach außen optisch reizvoll ein "grünes" Image transportieren kann. Architekten begeistern sich zudem für die Solarmalerei, das Spiel mit Licht und Schatten, das durch die Belegungsdichte – also den unterschiedlichen Abstand zwischen den einzelnen Solarzellen – möglich wird.

Welche Gestaltungswünsche seitens des Kunden können in Ihrer Produktion umgesetzt werden?
S. Schmenk: Wir produzieren BIPV-Einheiten in sämtlichen Zuschnitten und Formen. Die einzelnen Zellen können dabei ganz unterschiedlich angeordnet sein, zum Beispiel in engem oder weitem Abstand zueinander, was die Transparenz der Elemente erhöht bzw. reduziert. Um eine möglichst ruhige Optik zu erzielen, werden die Gläser auf Wunsch rückseitig emailliert oder frontseitig bedruckt. Der Kreativität sind keine Grenzen gesetzt. Im Prinzip ist alles möglich, was auch im Bereich der Glasveredelung angeboten wird.

Decken die Erträge aus einer fassadenintegrierten Photovoltaikanlage die Investitionen? Wie hoch sind die Kosten im Vergleich zu herkömmlichen Freiflächen- und Dachanlagen?
S. Schmenk: Grundsätzlich muss man festhalten, dass sich die klassischen PV-Module mit den BIPV-Elementen nicht vergleichen lassen – weder preislich noch baurechtlich. Die optische und funktionale Integration steht bei der Verwendung von BIPV-Elementen im Vordergrund. Die baurecht ­lichen Anforderungen bestimmen die Glasstärken. Je nach Kundenwunsch kann die Anordnung der Zellen variieren. Die konkrete Anwendung am Gebäude bzw. in der Gebäudehülle hat Einfluss auf den Einfallwinkel der Sonnenstrahlen.Jede BIPV-Installation ist anders als die nächste. So produzieren wir nicht nur jedes Element auf Kundenanforderung, sondern kalkulieren auch jedes individuell – auf Wunsch auch mit entsprechender Ertrags- und ROI-Rechnung.

Wie hat sich Ihr Geschäft in den letzten Jahren entwickelt und wie sehen Sie Ihre Zukunftsaussichten?
S. Schmenk: Wir sind nun schon seit 20 Jahren – ziemlich exakt seit August 1996 – mit der Marke Solarnova am Markt. Zwischenzeitlich hatten wir uns aus der Nische heraus bewegt und etwas zu sehr auf die Standard-PV-Module konzentriert und haben dadurch viel Lehrgeld bezahlen müssen. Seit 2014 firmieren wir als Solarnova Deutschland GmbH mit einem deutsch-mexikanischen Inhaber, der uns vor allem auch den Zugang zu den sich gerade rasant entwickelnden mittel- und südamerikanischen Märkten ­ermöglicht. Daneben passiert auch eine ganz Menge im ­arabischen Raum. Doch auch Deutschland und überhaupt der europäische Markt werden in den nächsten Jahren weiter an Bedeutung gewinnen. Gemäß der EU-Gebäuderichtlinie muss ab 2019 jeder öffentliche und ab 2021 generell jeder Neubau als "nearly zero energy building" realisiert werden. Diese Vorgabe lässt sich mit BIPV umsetzen. Die Solarnova bietet Bauherren, Architekten und Planern dabei den größtmöglichen Gestaltungsspielraum.

b&a Redaktion

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