(Quelle: Wago)
Als Green Building werden Gebäude bezeichnet, die möglichst nachhaltig gebaut sind und so auch betrieben werden. Ein Augenmerk liegt dabei stark auf dem Energie und Ressourceneinsatz. Nicht ohne Grund: Mit über 40 % des gesamten Energieverbrauchs und etwa 35 % aller CO2-Emissionen allein in der EU ist der Gebäudesektor eine der energieintensivsten Branchen schlechthin – und damit ein wichtiger Faktor für die Energiewende.
Während die Weiterentwicklung und der Ausbau erneuerbarer Energien wichtige Schritte sind, muss sich die Branche vor allem mit der Frage beschäftigen, wie gleichzeitig der Energieverbrauch von Gebäuden weiter gesenkt werden kann. Aktuell beanspruchen Nichtwohngebäude laut Dena-Gebäudereport etwa 3.507 km2 beheizte Nettogrundfläche in Deutschland. Das entspricht beinahe der Größe Mallorcas. Mit 236 TWh entfällt der größte Teil der genutzten Endenergie dabei auf Raumwärme, gefolgt von Beleuchtung mit 55 TWh, Klimakälte mit 24 TWh und Warmwasser mit 15 TWh. Das lässt noch viel Spielraum für Optimierungen.
Neuer Standard: hohe Energieeffizienz bei Neubauten
Die Standards beim Bauen sind heute schon hoch. Die meisten neuerrichteten Gebäude sind in ihrer Isolierung schon fast wie eine Thermoskanne. Auch die Beleuchtung wird dank LED-Technik immer effizienter. Der Energiebedarf eines Gebäudes wird damit generell schon reduziert. Allerdings zeigt sich, dass auch in Neubauten mit effizienter Bauweise und Niedrigenergietechniken der Energieaufwand für die Raumtemperierung einer der größten Energieposten im Bereich der Nichtwohngebäude bleibt – nicht zuletzt auch deshalb, weil ein angenehmes Raumklima den Komfort und die Produktivität der Nutzer beeinflusst. Hier gilt es, den Energieaufwand für ein optimales Raumklima effizient zu gestalten.
Die Raumautomation – also die Kombination aus Klima- und Beleuchtungsreglung sowie Beschattung – spielt auch in gut gedämmten Neubauten eine wesentliche Rolle und ist für ein optimales Klima sowie Komfort bei maximaler Energieeffizienz unerlässlich. Bevor Räume im Sommer gekühlt werden, verhindert die geschlossene Beschattung eine Sonneneinstrahlung und damit ein Aufheizen. Im Winter kann durch Öffnen der Beschattung der Raum gewollt erwärmt werden, um die Heizung zu unterstützen bzw. um die warme Raumluft über die Abluft der Wärmerückgewinnung zuzuführen. Verfügt die Beschattung über eine Trennung zwischen Blendschutz und Lichtumlenkung, kann trotz Blendschutz Sonnenlicht in den Raum gelenkt werden, bevor die elektrische Beleuchtung in Betrieb geht. So sorgt ein ausgeklügeltes Raumautomationssystem ohne nötige Eingriffe durch den Nutzer für optimale Raumbedingungen und einen effizienten Energieeinsatz – eine Win-win-Situation für alle Seiten und deshalb bei vielen Neubauprojekten auch schon State of the Art. Wieso bereitet der Gebäudesektor vielen Politikern und Klimaexperten also solche Bauchschmerzen?
Die Krux: Im Gegensatz zu sich schnell verändernden Branchen – wie dem Automobil- oder IT-Sektor – sind Gebäude auf eine viel längere Nutzungsdauer ausgelegt. Veränderungen setzen sich langsam durch. Für neue Gebäude kann die verfügbare Technik für einen energieeffizienten Betrieb von vornerein geplant und umgesetzt werden. Für jedes neue, effiziente Gebäude gibt es aber eine Vielzahl an Bestandsbauten, die seit teilweise Jahrzehnten wahre Energiefresser waren und auch heute noch sind. So werden in 2050, angestrebtes Jahr für Europas Klimaneutralität, noch über 80 % der bereits bestehenden Gebäude vorhanden sein. Soll der Gebäudesektor also grüner werden, muss vor allem der große Teil an Bestandsgebäuden energieeffizient saniert werden. Sanierungen sind deshalb längst auch auf europäischer Ebene in Diskussion und wurden mit der „Renovation Wave“ als konkretes Ziel ins Auge gefasst.