Die Renovation Wave: Sanierungsrate muss steigen

Mit einem modularen Automatisierungssystem, wie dem Wago-IO-System 750, sind Gebäudebetreiber maximal flexibel im Hardwareaufbau

Mit einem modularen Automatisierungssystem, wie dem Wago-IO-System 750, sind Gebäudebetreiber maximal flexibel im Hardwareaufbau (Quelle: Wago)

Die „Renovation Wave“ steht für einen Aktionsplan der europäischen Kommission im Rahmen des European Green Deals, der mehrere Maßnahmen zur Förderung der Gebäuderenovierung umfasst. Ziel des Maßnahmenpapiers ist es, die Energieperformance von Gebäuden zu verbessern und so einen Beitrag zur Klimaneutralität und der wirtschaftlichen Erholung beizutragen. Denn heute weiß man: Um die Klimabilanz des Gebäudesektors zu verbessern, braucht es nicht wenige Vorzeige-Smart Buildings, sondern vor allem deutlich mehr energieeffiziente Sanierungen in der breiten Masse. Aktuell, so die europäische Kommission, liegen diese jährlich bei gerade einmal einem Prozent aller Gebäude – zu wenig, um das Ziel, bis 2050 klimaneutral zu werden, zu erreichen. 

Diese Rate soll daher in kürzester Zeit verdoppelt werden. Dabei spielt auch die Nachrüstung von Gebäudeautomatisierung eine wichtige Rolle. Mit der „Renovation Wave“ werden Maßnahmen beschrieben, um Bestandsgebäude effizienter zu betreiben. Beispielsweise ist das, was Wago mit „flexROOM“ heute schon ermöglicht, dann ab 2030 in einigen Ländern der EU verpflichtend. Sprich, dass Gebäude die Anforderungen der Klasse A aus der EN 15232 bzw. der aus der EN 15232 hervorgegangenen globalen ISO 52120 erfüllen müssen. Die besagt, dass es eine Interaktion zwischen Beschattung, Licht und Heizen bzw. Kühlen geben muss. Neben der Dekarbonisierung von Heizen und Kühlen fokussiert sich die Renovierungsstrategie außerdem auf die am schlechtesten performenden Gebäude und – aufgrund ihrer Vorbildfunktion – auf öffentliche Gebäude. Da passiert aktuell noch viel zu wenig. 36 % bis 40 % des weltweiten Energieausstoßes gehen auf Gebäude zurück und die Zeit, um die vorgegebenen Ziele zu erreichen, läuft davon.

Das größte Energieeffizienzpotenzial von Nichtwohngebäuden liegt im Gebäudebestand

Die Automatisierung von Gebäuden bietet Nutzern und Betreibern in Bezug auf Energiemonitoring, Energieeffizienz und Komfort nachweislich Vorteile. Gerade bei Bestandsbauten stellt diese damit einen ganz wesentlichen Punkt dar, um Energie und CO2 einzusparen. Die Wichtigkeit der Nachrüstung wird auch in aktuellen Direktiven hervorgehoben: Die neueste Fassung der EU-Richtlinie über die Gesamtenergieeffizienz von Gebäuden (EPBD) von 2018 sieht vor, dass größere Nichtwohngebäude im Bestand ab dem Jahr 2025 mit den wichtigsten Funktionen der Gebäudeautomation ausgestattet werden müssen. Dies betrifft Nichtwohngebäude mit einer installierten Leistung von 290 kW bei Heizungs- oder Klima- bzw. Lüftungsanlagen, sofern dies technisch und wirtschaftlich machbar ist.

Allerdings wird der Zusatz „wirtschaftlich machbar“ aktuell diskutiert, da das Ziel, CO2 einzusparen, höher bewertet wird als ein rein wirtschaftlicher Nutzen. Auf jeden Fall bieten alte Bestandsgebäude ohne vernetzte Gebäudeautomation bzw. Raumautomation und Energiemonitoring mitunter die größten Energieeinsparpotenziale in der Branche. In der Sanierung des Bestandsbaus spielt die Automatisierung daher eine entscheidende Rolle, die zum Beispiel mit der EPBD als Richtlinie auf europäischer Ebene gefordert wird.

Flexible Automatisierung: Schlüsselrolle bei Gebäudesanierungen

Mit Gebäudeautomatisierung lassen sich gebäudetechnische Prozesse erfassen, steuern und regeln. Dabei entstehen Synergien, zum Beispiel zwischen Heizung, Lüftung und Klimatisierung wie auch Beleuchtung und Beschattung. Primärenergie kann so bedarfsorientiert eingesetzt werden. Sprich: Energie wird nur dann verbraucht, wenn sie auch wirklich benötigt wird – wie bei der tageslichtabhängigen Lichtsteuerung oder anwesenheitsabhängigen Klimatisierung. Die dafür notwendigen Steuerungen sind in den meisten Fällen problemlos nachrüstbar. Plus: Gebäudeautomation macht unmittelbar auf Missstände aufmerksam und ermöglicht so ein schnelles Eingreifen, was wiederum der Verschwendung von Ressourcen entgegenwirkt.

Für eine effiziente Automatisierung braucht es neben der Hardware auch das entsprechende Know-how: „Mit dem 750er-System von Wago auf der einen Seite und einer ausgeklügelten Applikation auf der anderen Seite kann zum Beispiel so ziemlich alles ausgeführt werden. Mit einem modularen System, wie dem Wago-IO-System 750, sind Gebäudebetreiber maximal flexibel im Hardwareaufbau. So kann die benötigte Hardware einfach nach Bedarf an die physikalischen Bedingungen angepasst werden, um vorhandene Aktoren und Sensoren weiter zu verwenden. Ein wichtiger Punkt, um Sanierungen zu ermöglichen. Denn das wird für Hersteller wie auch Betreiber die nächsten zehn bis 15 Jahre ein maximaler Spagat. Wir müssen im Bestand maximal flexibel sein, zur Not auch mit alten Feldgeräten und mit Passivsignalen, während wir bei Neubauten bereits im IoT-Bereich unterwegs sind. Sprich: Smarte Sensoren und alles ist digital. Das mit einer Produktpalette abzudecken, ist die Aufgabe, die wir heute schon täglich erfüllen.

Fazit: Gebäudeautomation als Schlüssel zum Green Building?

Smart gesteuerte Gebäude haben viele Vorteile: Sie sind komfortabler, erleichtern dem Nutzer den Alltag, erlauben eine optimale und effiziente Flächennutzung, fordern nach Bedarf Dienstleistung für die Raumpflege, technische Wartungen und Entstörungseinsätze an und können nicht zuletzt die Energiebilanz verbessern – und somit einen wichtigen Beitrag zur Energiewende beisteuern. Bei Neubauten wird deshalb fast schon durchgängig auf entsprechende Automatisierungsmaßnahmen gesetzt – nicht nur aufgrund der Energieeffizienz, sondern auch wegen des Komforts und smarter Services.

Die Einsparpotenziale durch die Gebäudeautomation in Bestandsgebäuden werden aber immer noch nicht flächendeckend und im ausreichenden Maß ausgeschöpft. Doch gerade diese energetischen Sanierungen mit der Nachrüstung von ausgefeilten Automatisierungssystemen braucht es, um langfristig auch im Gebäudesektor Klimaneutralität zu erreichen. Es ist daher notwendig, den Blick verstärkt auf das Thema Sanierung zu richten – und dabei auch die Gebäudeautomation in den Fokus zu rücken.

Liza Schlensker ist als Redakteurin für Gebäudethemen bei Wago in Minden tätig. Dirk Dronia ist als Global Industry Manager Building Automation bei Wago tätig.
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