BIM in der Elektrotechnik

(Quelle: Stock, Warchi, 135147248)

Wer am Bau eines Gebäudes beteiligt war, kennt es: Jedes Gewerk plant unabhängig von den anderen und meist nicht bis ins letzte Detail. Fehler werden erst auf der Baustelle sichtbar: Kabel kollidieren etwa mit Rohren und vice versa. Man plant noch auf der Baustelle um, ohne diese Informationen zu dokumentieren. Die Folge ist ein Domino-Effekt: weitere Fehler, höhere Kosten für den Auftraggeber und Frust für die betroffenen Gewerke. Diese fragmentierte Planung erschwert eine verbindliche Personal- und Zeitkalkulation für den Elektrotechnikbetrieb mitunter erheblich. Da darf es nicht wundern, dass 30 % aller Bauprojekte in Verzug geraten und im Schnitt 10 % der Projektkosten durch Änderungen entstehen. Genau hier setzt BIM an. Alle Gewerke verlagern ihre Entscheidungen vor – in die gemeinsame Planung. Mittels BIM errichten sie ein Gebäude bereits einmal virtuell als digitaler Gebäudezwilling, bevor die Baustelle überhaupt vorbereitet ist. Fehler fallen schon während des Planungsprozesses auf. Am Ende steht ein bis ins Detail digital durchgeplantes Gebäude. Neben dieser digitalen Hightech ist BIM aber – und das ist der große Vorteil – vor allem eine vielen bisherigen Modellen überlegene Arbeitsmethode, die Menschen, Prozesse und Werkzeuge in einem integrierten Prozess zusammenbringt.

BIM wird auch für die Elektrotechnik kommen

BIM wird kommen. Obwohl alle Auftragsbücher voll sind. Auch für alle, die im Gewerk Elektrotechnik beteiligt sind (Elektrofachplaner, Panel Builder, Installateure, Service Provider, Gebäudemanager). Der Grund ist simpel: Kein Auftraggeber, ob Investor oder die öffentliche Hand, kann es sich langfristig leisten, die durch BIM ausschöpfbaren Mehrwerte zu ignorieren. So rechnet die europäische Arbeitsgruppe „EU BIM Task Group“ auf Branchenzahlen bezugnehmend vor, dass auf dem globalen Infrastrukturmarkt bis zum Jahr 2025 Einsparungen in Höhe von 15 % bis 25 % realisiert werden können. Und zwar nur durch die Anwendung von BIM [1]. Allein für Europa würde dies unter der verhaltenen Annahme von Einsparungen in Höhe von „nur“ 10 % bedeuten, dass zusätzlich 130 Mrd. € für den 1,3 Bio. € schweren Markt generiert werden könnten.

Gleichzeitig werden Gebäude immer intelligenter. Durch den Einsatz drahtloser Technologien, mit dem Internet der Dinge (IoT) vernetzter Sensoren und Analytics-Verfahren werden Bauprojekte ungeahnt komplex; mit konventionellen Planungsmethoden kaum beherrschbar.

Nicht zuletzt deshalb haben Investoren mehr und mehr die Total Lifecycle Costs eines Gebäudes anstelle der reinen Baukosten im Blick und erwarten bereits bei der Vergabe eines Bauprojektes volle Transparenz. Nur mit BIM lassen sich ihre Erwartungen erfüllen, lassen sich Informationen über den gesamten Lebenszyklus eines Gebäudes aktuell halten.

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