Interview mit Lars-Hendrik Thom
Wie kann man Gebäude heute planen und auf diese Anforderungen zumindest vorbereiten, wenn die Tech nologie heute noch nicht vollumfänglich verfügbar ist?
L.-H. Thom: Wenn man diese hohe Anzahl an Datenpunkten sieht, erkennt man schnell, dass eine herkömmliche Verkabelung von nur einem zentralen Verteiler auf der Etage keinen Sinn mehr ergibt. Klassischerweise werden viele Technologien heute schon und wohl auch in Zukunft mit „Power over Ethernet“ betrieben. Da gibt es gerade einen andauernden Fachstreit, ob man für die hohen Leistungen von PoE++ zur Verringerung der Abwärme höhere Leiterquerschnitte – also „mehr Kupfer“ einsetzen soll/ muss oder nicht. Was wiegt hier schwerer – Energie sparen oder der nicht gerade nachhaltige Kupferabbau?
Solche Probleme lassen sich auch ohne höheren Rohstoffeinsatz lösen, indem man zum Beispiel die hierzulande so „geliebte“ geschirmte Verkabelung überdenkt und infrage stellt. Ungeschirmte Lösungen sind weltweit mit gut 95 % Marktanteil deutlich mehr verbreitet. Sie bieten durch innovative Designs inzwischen auch gleiche Performance-Werte wie geschirmte Systeme und ermöglichen teils bessere Wärmeableitungen und sogar einen besseren ökologischen Fußabdruck durch die eingesparten Aluminiumfolien und Schirmgeflechte im Kabel.
Noch deutlicher kann man PoE-Verluste reduzieren, wenn man eine intelligente Zonenverkabelung einführt. Statt einer herkömmlich strukturierten Verkabelung – mit Glasfasern nur zwischen den Stockwerken und Kupfer innerhalb der Etage – werden aktive Zonenverteilungen eingesetzt. Diese Zonenverteiler werden über Glasfasern hochperformant und redundant an einen zentralen Gebäudeverteiler angebunden, haben selbst aktive Komponenten, die eine Umsetzung von Glasfaser auf Kupfer und die Stromversorgung über PoE bereitstellen und dann eben nur kurze Verkabelungsstrecken über Kupferdatenkabel – gern auch mit größerem Leiterquerschnitt – ermöglichen. Die geringeren Leitungsverluste und die Kosteneinsparungen durch deutlich kürzere Kupfer- Kabelwege sind enorm und amortisieren die zusätzlichen Investitionen in aktive Technik oft schneller als gedacht.
Das ist in der Regel nur eine Kalkulationsaufgabe, die aber unter dem heute üblichen Zeitdruck bei Planungen gern weggelassen und deshalb leider oft auf „traditionelle“ Verkabelungsstrukturen zurückgegriffen wird. Diese bieten aber für Smart Buildings keine optimalen Voraussetzungen.
Wo findet man Panduit-Lösungen in diesem Bereich?
L.-H. Thom: Aus der Historie kennt man uns als Hersteller von passiver physikalischer Infrastruktur. Wir sind also sehr stark im Bereich der Verkabelung, der Schränke und Gehäuse sowie der Kabelwege unterwegs – immer mit einem Fokus auf die IT. Dazu gehören dann auch unsere Befestigungs- und Beschriftungslösungen.
Wir haben uns aber seit einiger Zeit auch auf intelligente Stromversorgungslösungen spezialisiert. Ursprünglich aus dem Rechenzentrumsumfeld kommend haben wir seit vielen Jahren intelligente Steckdosenleisten, die neben den reinen Stromversorgungsdaten und -Steuerungen auch Sensordaten liefern oder Zugangskontrollen zu den IT-Gehäusen steuern können. Daneben haben wir vor zwei Jahren eine umfangreiche und intelligent ausgestattete Reihe an unterbrechungsfreien Stromversorgungen für verteilte Gebäudeinfrastrukturen auf den Markt gebracht, die sicherstellen, dass kritische und sensible Komponenten nicht von Schwankungen bei der Qualität der Stromversorgung beeinträchtigt werden.
Unser neuestes Projekt in diesem Sinne ist eine Gleichstromversorgung mit pulsierendem Strom – „Pulsed Power“ genannt, die wir derzeit bereits in Nordamerika vertreiben. Das ist eine technisch sehr sichere Stromversorgung, die deutlich höhere Leistungen als PoE über größere Strecken übertragen kann und u. a. dazu dient, die vorher genannten Zonenverteiler mit der notwendi gen Energie zu versorgen.