Interview mit Andreas Matthé

Portrait von Andreas Matthé. Matthé ist der CEO der Siemens Business Unit Low Voltage & Products.

Andreas Matthé ist der CEO der Siemens Business Unit Low Voltage & Products. (Quelle: Siemens AG)

Abbildung von Mobile-App. Die mobile App macht alle Energieflüsse im Haus in Echtzeit transparent. Darüber lässt sich auch der Kundenservice oder ein Installateur kontaktieren.

Die mobile App macht alle Energieflüsse im Haus in Echtzeit transparent. Darüber lässt sich auch der Kundenservice oder ein Installateur kontaktieren. (Quelle: Siemens AG)

Worin begründet sich der Namensbestandteil "smart"?

A. Matthé: Die Batterie ist in vielerlei Hinsicht smart: Beim Be- und Entladen der Batterie berücksichtigt sie z. B. automatisch wetterbedingte Ertragsprognosen der Solaranlage und das individuelle Verbrauchsprofil. Damit kann der größtmögliche Anteil der Energie selbst und unabhängig vom Netz genutzt werden. Darüber hinaus lassen sich künftig über die Cloud unzählige Geräte im Smart Home oder über mehrere Haushalte hinweg miteinander vernetzen und optimal aufeinander abstimmen. So können etwa eine Wärmepumpe oder eine E-Ladestation angeschlossen und mit sauberer Solarenergie betrieben werden. Auch der Zusammenschluss mehrerer Speicher zu einem virtuellen Kraftwerk wird möglich. Dadurch könnten Haushalte künftig aktiv am Energiehandel teilnehmen. Die Funktionalität der Junelight Smart Battery wird kontinuierlich über Software-Updates erweitert.

Über die Smart App lässt sich der Speicher von Ferne steuern. Welche Funktionen sind hier verfügbar?

A. Matthé: Die mobile App macht alle Energieflüsse im Haus in Echtzeit transparent. Nutzer sehen den Ladestand der Batterie, wie viel Strom aus dem Netz bezogen oder ins Netz eingespeist wird oder wie hoch ihr Stromverbrauch aktuell und im Zeitverlauf ist und aus welchen Quellen er sich speist. Zudem können Sie über die App direkt unseren Kundenservice oder ihren Installateur kontaktieren. Dieser wiederum kann per App alle Parametrierungen von der Inbetriebnahme bis zur Visualisierung für den Endkunden per Fernzugriff vornehmen.

Durch die Cloud- und IoT-Fähigkeit sind auch weitere Services denkbar. Welche Möglichkeiten sehen Sie hier?

A. Matthé: Hier ist eine ganze Fülle von digitalen Services denkbar. Per ­spektivisch lässt sich beispielsweise eine größere Anzahl von Speichern in einem virtuellen Kraftwerk betreiben. Energieversorger könnten damit remote auf die Speicher zugreifen und den teilnehmenden Endkunden als Gegenleistung entsprechend angepasste Vergütungen und Tarifmodelle anbieten. Leider sind aber gerade in Deutschland die regulatorischen Rahmenbedingungen dafür derzeit noch ungünstig. Wer etwa seinen Speicher aus dem Netz lädt und Strom wieder zurückspeist, zahlt doppelte EEG-Umlage – das macht Tag-Nacht-Tarife unwirtschaftlich. Auch der Betrieb von Messstellen ist im Heimspeicherbereich aktuell zu teuer, um entsprechende Grid Services attraktiv zu machen.

Der Speicher ist sehr flach. Welche Rolle spielt Design bei Heimspeichern?

A. Matthé: Typische Heimspeicher-Kunden sind umweltbewusst, IT- und Design-affin – und Batteriespeicher sind für sie ein Lifestyle-Element. Unser Anspruch war deshalb von Beginn an: Wir wollen das "iPhone" unter den Speichern bieten und ein nutzerfreundliches, schlankes und optisch herausragendes System entwickeln. Mit einer Bautiefe von nur 18 cm und dem modernen Gehäuse – in wahlweise schwarz oder weiß – ist uns ein optischer Hingucker gelungen, der bereits mit dem iF Design Award und Red Dot Award ausgezeichnet wurde.

Welche Vorteile am Markt versprechen Sie sich davon?

A. Matthé: Gerade für private Eigenheimbesitzer ist bei Kaufentscheidungen das Design der Geräte das Zünglein an der Waage. Ein weiteres, und für die Kunden elemen ­tares, Alleinstellungsmerkmal unseres Speichers ist die ­VDE-Zertifizierung des Gesamtsystems. Während bei vergleichbaren Produkten i. d. R. Einzelkomponenten geprüft werden, haben wir bei Siemens das Gesamtsystem, jedes Software-Update und unsere komplette Fertigung zertifizieren lassen. So stellen wir sicher, dass auch das Zusammenspiel der einzelnen Module maximalen Sicherheits ­ansprüchen entspricht und jedes gefertigte System die gleiche Qualität aufweist. Hinzu kommt die IoT-Fähigkeit, die sich außerdem im Vergleich zu herkömmlichen Speichern zeitlich unbegrenzt erweitern und damit jederzeit flexibel an ein verändertes Verbrauchsverhalten anpassen lässt.

Neue Strukturen bei Siemens

Die seit dem 1. Oktober 2018 in Kraft getretene neue Konzernstruktur besteht aus den drei sogenannten Operating Companies "Gas and Power", "Smart In­frastructure" sowie "Digital Industries" und darüber hinaus aus den Strategic Companies "Siemens Healthineers" und "Siemens Gamesa Renewable Energy".

Die von Andreas Matthé als CEO geleitete Business Unit Low Voltage Products ist seit 1. April 2019 Teil der neu geschaffenen Operating Company Smart Infrastructure (SI).

Das Portfolio von Siemens SI umfasst Produkte, Systeme, Lösungen und Services von der Erzeugung bis zur Nutzung der Energie. Der Hauptsitz befindet sich in Zug in der Schweiz. Siemens SI beschäftigt weltweit etwa 71.000 Mitarbeiter.

Low Voltage Products ist auf Produkte und Lösungen für eine sichere, effiziente elektrische Infrastruktur in Industrie, Gebäuden und Infrastruktur spezialisiert. Zum Portfolio der Geschäftseinheit mit weltweit rund 12.500 Mitarbeitern gehören Schutz-, Schalt-, Mess- und Überwachungsgeräte, Verteilersysteme für die Niederspannung sowie Energiemonitoringsysteme, Ladeeinheiten für Elektrofahrzeuge und Batteriespeicher für Eigen ­heime.

Michael Nallinger arbeitet als freier Autor und Kommunikationsberater in Riemerling.
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