Testfeuer nicht immer realitätsnah

Abbildung von Aerolsolgenerator. Der Aerolsolgenerator kann das Testfeuer TF2 nachbilden

Der Aerolsolgenerator kann das Testfeuer TF2 nachbilden (Quelle: Siemens)

Abbildung von Software Sinteso Data Recorder. Die Software Sinteso Data Recorder visualisiert die Ergebnisse des Wirksamkeitsnachweises

Die Software Sinteso Data Recorder visualisiert die Ergebnisse des Wirksamkeitsnachweises (Quelle: Siemens)

Die Grundlage für einen Wirksamkeitsnachweis ist die ­Simulation einer Brandentwicklung unter realen Bedingungen, die von der überprüften Anlage detektiert werden muss. Um eine objektive Vergleichbarkeit sicherzustellen, definiert die europäische Normenreihe DIN EN 54 in den jeweiligen Meldernormen sieben Typen von standardisierten Testfeuern (TF1, TF2, usw.).

"Vorgaben der DIN EN 54 entsprechen teilweise dem technischen Stand der 1980er-Jahre: Ein punktförmiger Rauchmelder soll bei 2 dB/Meter Lichttrübung – also bei maximal 37 % Lichttrübung pro Meter – einen Alarm auslösen. Im nach DIN EN 54 genormten Raum mit maximal 4,2 m Decken ­höhe hat ein punktförmiger Rauchmelder dafür maximal 840 s Zeit", sagte Ralf Jock, Senior Consultant strategisches Marketing bei der Siemens-Division Building Technologies. "Moderne Melder detektieren aber viel feiner. Sie bewerten dank algorithmenbasierter Rechenverfahren schon bei einer beginnenden Lichttrübung, ob es sich um einen zunehmenden Schwelbrand oder um eine Täuschungsgröße, wie einem Schweißvorgang, handelt. Dadurch reagieren moderne Brandmelder deutlich sensibler und sind bei einer echten Gefahr auch schneller", so R. Jock.

Hinzu kommt: Die Testfeuer gehen von Laborversuchen aus und entsprechen deshalb häufig nicht der Realität. Ein Beispiel zeigt: Das TF2 (Schwelen von Buchenholzstäben auf einer Heizplatte von 2 kW), das zu einer Prüfung bei Deckenhöhen zwischen 12 m und 16 m eingesetzt wird, erzeugt viel zu wenig Thermik, damit Rauchpartikel bis in diese Höhe gelangen.

Vielfach weicht man deshalb in der Praxis auf ein Testfeuer aus, bei dem die Verbrennung von Schaumstoffmatten zum Einsatz kommt. "Die eher dunkle Rauchentwicklung entspricht keinem Schwelbrand, allerdings ist die Thermik in diesem Fall so stark, dass die Melder auch in 16 m auf jeden Fall auslösen", sagte R. Jock. Wenn Personen, Güter, oder für den Fertigungsprozess relevante Einrichtungen geschützt werden sollen, muss der Brandmelder bei einem Schwelbrand ansprechen, bevor ein offenes Feuer entsteht. Gleiches gilt für den Einsatz einer Nebelmaschine. Sie führt zwar zu einer schnellen Lichttrübung, hat aber mit der ­Verlaufskurve eines entstehenden Schwelbrandes kaum etwas zu tun.

Aerosolgenerator ergänzen Testfeuer

Vor diesem Hintergrund erweist sich ein Rauch- oder Aerosolgenerator, wie ihn unter anderem die VdS Schadenverhütung GmbH für Wirksamkeitsnachweise empfiehlt, als die deutlich bessere Alternative zu herkömmlichen Testfeuern und Nebelmaschinen. Mit dem Aerosolgenerator AG2000 setzt Siemens auf ein baugleiches Modell.

Der Generator kann das Testfeuer TF2 – schwelende ­Buchenholzstäbe auf einer Heizplatte – nachbilden. Im ­Unterschied zum Testfeuer im Labor kann der Generator die notwendige thermische Energie für hohe Räume und Hallen erzeugen. Es entsteht dabei eine Brandverlaufskurve, wie sie das für kleine Räume konzipierte Testfeuer TF2 auch vorsieht.

Testfeuer mit schwelenden Buchenholzstäben ­erzeugen stark riechende und qualmende Brand ­aerosole. Somit sind diese Testfeuer für Reinräume oder die Lebensmittelindustrie nicht geeignet. Um Testfeuer mit einer geringeren Rauchentwicklung durchzuführen, hat Siemens anhand von zahlreichen durchgeführten Wirksamkeitsnachweisen mit unterschiedlichen Anforderungen und Bedingungen ein weiterführendes Verfahren entwickelt. Dieses basiert auf einer softwaregesteuerten Nachbildung der Aerosolentwicklung des Testfeuers TF2 einschließlich der notwendigen thermischen Energie. Dieses Verfahren belastet weder Personen noch die Umwelt und wird bereits von vielen Gutachtern und Versicherungen anerkannt.

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