
Flächenheizung: Bei elektrischen Direktheizungen gibt es im Gegensatz zur Gasheizung keine Erzeugungs- und Verteilverluste im Gebäude (Quelle: Lucht LHZ)
Schloss Zingst liegt im malerischen Unstruttal in Thüringen unweit der Arche Nebra, dem Fundort der Himmelsscheibe von Nebra. Das Gebäude stammt aus dem Jahr 1665 und blickt damit auf mehr als 350 Jahre Geschichte zurück. Im Januar 2023 wird das Schloss von Ulrike und Matthias Kappis übernommen, die sofort mit umfangreichen Sanierungsarbeiten starten. Ihr Ziel: Das historische Erbe bewahren, aber sinnvoll mit aktueller Technik ergänzen.
Im Schloss Zingst werden in 2023 und 2024 nicht nur die Wände neu verputzt und gestrichen sowie in fast allen der 100 Zimmer neue Böden verlegt. Die Schlossherren erneuern auch sämtliche Heizungs-, Sanitär- und Elektroinstallationen. Weil gerade das Heizsystem nicht nur energieeffizient, sondern auch optisch ansprechend sein soll, entscheiden sich Ulrike und Matthias Kappis für Flächenspeicherheizungen, in denen Wärmespeichersteine zum Einsatz kommen.
Die Elektroheizungen benötigen nur eine Stromleitung und keine umfangreichen Rohrsysteme, die das historische Ambiente des Schlosses gestört hätten. Die Heizleistung wird im Vorfeld für jedes Zimmer einzeln ermittelt, um eine effiziente und bedarfsgerechte Beheizung sicherzustellen. Der Keller, in dem zuvor der Ölkessel zum Heizen der Räumlichkeiten gestanden hat, wird in der Folge in einen Weinkeller umfunktioniert. Gesteuert werden die neuen Heizkörper ganz einfach per App.
Umstellung auf ein nachhaltiges Heizsystem
Viele Privatpersonen stehen aktuell vor der Frage, wann der beste Moment ist, in den eigenen vier Wänden von einem fossilen Heizsystem auf eine nachhaltigere Variante umzusteigen – es müssen ja nicht immer gleich knapp 100 Zimmer sein wie auf Schloss Zingst. Mit elektrischen Direktheizungen können Hausbesitzer direkt auf die verschiedenen Bedürfnisse eingehen, die beispielsweise in einem Einfamilienhaus in Bezug auf die Heizung bestehen.
Räume, die nur selten beheizt werden, benötigen beispielsweise keine überdimensionierte Wärmeversorgung. Stattdessen genügt oftmals ein Heizaggregat wie eine Infrarotheizung, mit der sich der Raum punktuell und je nach Bedarf beheizen lässt. Das ist zum Beispiel im Gästezimmer der Fall. Der Raum wird in der Regel eher selten genutzt. Wenn aber ein Gast übernachtet, wird er mit einer Infrarotheizung schnell auf die gewünschte Raumtemperatur gebracht.
Energieeffizienz: Infrarot schlägt Gas
Infrarotheizungen arbeiten dabei deutlich energieeffizienter als beispielsweise Gasheizungen. Zu diesem Ergebnis kommt eine Untersuchung des Fraunhofer-Instituts für Bauphysik IBP im Auftrag des Branchenverbandes IG Infrarot Deutschland e.V. Auf einem Versuchsgelände in Holzkirchen südlich von München hat das Fraunhofer IBP Anfang des Jahres über einen Zeitraum von rund zwölf Wochen in zwei identischen Einfamilienhäusern Vergleichsmessungen durchgeführt.
In Haus 1 haben die Wissenschaftler neun verschiedene Infrarotheizungen mit einer Gesamtleistung von 9,1 kW installiert. Haus 2 ist mit einer Gas-Brennwerttherme mit 11 kW Leistung sowie Flachheizkörpern in jedem beheizten Raum ausgestattet. Die Summe der Leistung aller Heizkörper im Referenzgebäude beträgt damit 9,6 kW. Die Untersuchungen zeigen, dass die den Räumen zugeführte Heizwärme im Messzeitraum mit 1 267 kWh in Haus 1 (Infrarot) und 1 305 kWh in Haus 2 (Gas) nahezu identisch ist.
Bei den elektrischen Direktheizungen gibt es aber im Gegensatz zur Gasheizung keine Erzeugungs- und Verteilverluste im Gebäude, was in Bezug auf die Energieeffizienz einen großen Vorteil bringt. Berücksichtigt man also zusätzlich die Verluste bei der Wärmeerzeugung und Verteilung, so ergibt sich ein Endenergieverbrauch der Gasheizung in Haus 2 von 1 876 kWh. In Haus 1 bleibt der Endenergieverbrauch unverändert bei 1 267 kWh. Somit verbrauchen die Infrarotheizungen 32 % weniger Endenergie als die Gasbrennwertherme.