Wie smart muss ein Gebäude heute sein?

Über die Wago-Cloud Building Operation & Control (BOC) können alle für ein Gebäude oder für verteilte Liegenschaften relevanten Informationen verarbeitet und in Berichten zusammengefasst werden (Quelle: Wago)
Was heute ein sinnvoller Grad an Automatisierung in Gebäuden ist, lässt sich nicht pauschal beantworten. Es gibt nicht den einen Standard, den Gebäude haben sollten. Vielmehr hängt der Automatisierungsgrad von den individuellen Wünschen und Anforderungen des Nutzers ab. Bei Gebäuden mit besonders flexibler Nutzung, wie Büromietflächen, macht eine höhere technische Ausstattung Sinn. Dabei hat sich mit den Chancen, die die Gebäudeautomation bietet, ein wichtiger Innovationstreiber herausgestellt: Effizienz. Gebäudeautomation trägt entscheidend zu einem wirtschaftlich und ökologisch effizienten Gebäudebetrieb bei. Das wurde auch in für die Gebäudebranche wichtigen Vorgaben, wie dem zuletzt im November 2020 in Kraft getretenen Gebäudeenergiegesetz (GEG), festgehalten. Das GEG stellt energetische Anforderungen an neue und bestehende Gebäude und setzt damit eine Mindestintelligenz in Gebäuden voraus. Darüber hinaus ist heute von Raumautomation bis zu ersten Ansätzen künstlicher Intelligenz in Form selbst lernender Systeme technisch schon viel möglich. Aber: „Nicht alles, was technisch möglich ist, ist am Ende auch immer sinnvoll“, so D. Wehmeier. „Gebäude sollten nicht wahllos überautomatisiert sein. Am Ende muss die Automation immer einen Mehrwert für den Nutzer oder den Betreiber bieten.”
Die große Herausforderung ist dabei, dass schwer absehbar ist, wie sich der Gebäudemarkt oder auch Direktiven wie das GEG entwickeln. Hinzu kommt die schnelle technische Entwicklung. Was heute noch keinen Mehrwert für den Nutzer bietet, kann morgen schon ganz anders aussehen. Gleichzeitig spielt begrenztes Budget bei Gebäudeprojekten häufig eine Rolle. Es macht also aus unterschiedlichen Gründen Sinn, Gebäude nicht direkt mit einem geschlossenen, umfassenden Automations- oder Managementsystem auszurüsten, sondern step-by-step nach den jeweiligen Bedürfnissen auszustatten. Wichtig ist dabei, dass Gebäude von Anfang an auf spätere Nachrüstungen und neue Anforderungen vorbereitet sind und die Möglichkeit haben, ihre Technik entsprechend zu erweitern. Diese Bereitschaft lässt sich über den sogenannten Smart Readiness Indicator gut abbilden.
Zukunftsfähig aufgestellt: Der Smart Readiness Indicator
Der Smart Readiness Indicator (SRI) wurde erstmals mit der EU-Gebäuderichtlinie 2018 (EPBD) aufgeführt. Ermittelt aus unterschiedlichen Kriterien, stellt der SRI einen Wert da, wie gut ein Gebäude auf zukünftige Anforderungen, beispielsweise in Bezug auf erneuerbare Energienetze und Bedürfnisse der Nutzer, vorbereitet ist. Ziel des SRI ist es, Möglichkeiten zur Verbesserung der „Smart Readiness” zu skizzieren und diese anhand einer Skala darzustellen. Das ermöglicht Gebäudebetreibern sowohl bei der Planung eines Neubaus als auch bei Migrationsprojekten abzuwägen, welcher Standard an Gebäudeautomation für sie sinnvoll ist anzustreben.
„Am Ende muss alles, was ich in ein Gebäude einbaue, das Potenzial haben, zu einem Großen und Ganzen beizutragen”, so D. Wehmeier. „Wir haben in unserer Technik heute viele Skalierungsmöglichkeiten, sodass wir uns perfekt auf den sinnvollen und gewünschten Smart-Readiness- Faktor einstellen können.“ Die wohl wichtigste Rolle spielen dabei offene Schnittstellen und Kommunikationsprotokolle, die herstellerunabhängig funktionieren und sich so auch zukünftig flexibel erweitern lassen. Das lässt nicht nur Spielraum für Techniken und Systeme, die wir heute noch nicht kennen, sondern gibt auch die Möglichkeit, die Gebäudeautomation nach den eigenen Bedürfnissen, finanziellen Mitteln und Wünschen aufzustellen und jederzeit bei Bedarf zu erweitern. Während sich diese Flexibilität in Form von offenen und interoperablen Systemen in der Steuerungs- und Regelungstechnik berechtigterweise zunehmend durchsetzt, gibt es bei der Flexibilität der Managementsysteme noch Aufholbedarf.