Mit blau-grünen Dächern dem Klimawandel begegnen (Quelle: Solnet/Permavoid)
Es liegt in der Natur der Sache, dass sich Städte ständig verändern. Doch heute bereiten sich urbane Regionen auf ihre bisher dramatischsten Veränderungen vor. Extreme Wetterereignisse wie die Überschwemmungen in den Golfstaaten und die Hitzewellen in Griechenland haben Städte schon immer besonders hart getroffen: Versiegelte Flächen strahlen die Hitze ab und verhindern das Versickern von Regenwasser – mit verheerenden Folgen. Mit der Zunahme solcher Wetterereignisse stellt sich für die Städte die Frage, wie sie sich auf künftige klimatische Herausforderungen vorbereiten können, und sie experimentieren mit kreativen Lösungen, um den zunehmenden Niederschlägen und höheren Temperaturen zu begegnen.
Die kühlste Lösung für Klimaanpassung und Energieerzeugung
Eine Möglichkeit könnte direkt über unseren Köpfen liegen: Biologische Solardächer, die Photovoltaik mit Vegetation kombinieren, sind in vielen Teilen Nordeuropas bereits beliebt, weil sie attraktiv und praktisch sind. Die Messehalle in Basel hat eine große Solaranlage auf dem Dach, die in Kombination mit niedrig wachsenden Pflanzen jährlich 215 000 kWh sauberen Strom liefert. In der dänischen Stadt Viborg ist das Rathaus mit einem solchen Bio-Solardach ausgestattet, das in einen angrenzenden Park übergeht und ein attraktives Ausflugsziel für Einheimische und Touristen darstellt.
Die Bepflanzung dient jedoch nicht nur ästhetischen Zwecken. Die Vegetation schafft auch ein eigenes Mikroklima, das dazu beiträgt, sowohl die Temperaturen der Umgebungsluft als auch die Oberflächentemperatur des Daches kühl zu halten und so den städtischen Wärmeinseleffekt abzuschwächen. Studien zeigen, dass begrünte Dächer die Temperatur auf Fußgängerebene um 1,5 °C und auf Dachebene um 5,7 °C senken können, was dazu beitragen kann, Hitzestress und andere gesundheitsschädliche Auswirkungen von Hitzewellen zu verringern.
Dieser Kühleffekt kommt auch der sauberen Energieerzeugung zugute: Bei niedrigeren Lufttemperaturen haben Solarmodule einen höheren Umwandlungswirkungsgrad. Normalerweise sinkt der Wirkungsgrad eines Solarmoduls um 0,25 bis 0,5% für jedes Grad über 25 °C. Durch die Kühlung der Module können Gründächer den Wirkungsgrad in den sonnigen Sommermonaten, der Hauptzeit für die Erzeugung von Solarenergie, deutlich erhöhen. Eine Studie aus dem Jahr 2023, in der ein Bio-Solardach mit einem ansonsten identischen konventionellen Solardach verglichen wurde, zeigte, dass die maximale Leistung der Solarmodule in den Sommermonaten durch die Begrünung um bis zu 107 % gesteigert werden konnte. Selbst im Winter stieg die maximale Leistung um 21 %, was zu höheren Energie- und Kosteneinsparungen für die Gebäudeeigentümer führte.
Umsetzung der Schwammstadt
Einige Dächer gehen noch einen Schritt weiter und integrieren ein Regenwassermanagement zum Schutz vor Überschwemmungen. Während Dachbegrünungen Niederschläge bereits deutlich besser aufnehmen als herkömmliche Baumaterialien, sind sogenannte „blaugrüne Dächer“ speziell dafür ausgelegt, Regenwasser für andere Zwecke wie die Bewässerung von Pflanzen oder die Toilettenspülung aufzufangen.
Blau-grüne Dächer bieten nicht nur die gleiche Steigerung der Energieausbeute wie biologisch begrünte Dächer, sondern sind auch eine praktische Umsetzung des Konzepts der Schwammstadt: eine Strategie zur Anpassung an den Klimawandel, bei der mehr Grünflächen in städtische Gebiete integriert werden, um mehr Niederschläge aufzufangen. Für das Klima sind blau-grüne Dächer mit Solarenergie eine dreifache Bedrohung: Sie bekämpfen Hitze sowie Überschwemmungen und liefern gleichzeitig saubere Energie.