Multifunktionalität als Wertsteigerung
Das Mannoury-Projekt in Amsterdam besteht aus zwei Wohntürmen mit 64-Wohneinheiten, die eine ideale Gelegenheit für vergleichende Forschung in großem Maßstab bieten. (Quelle: Solnet/Permavoid)
So wie sich nicht alle Dächer für Solaranlagen eignen, können natürlich auch nicht alle Dächer begrünt oder blaugrün gestaltet werden. Insbesondere blau-grüne Dächer eignen sich am besten für Neubauten, da das Gewicht des aufgefangenen Wassers zusätzliche statische Überlegungen mit sich bringt. Die Komplexität von Biosolaranlagen erfordert zudem das Fachwissen eines Projektplaners. Für Gebäudeeigentümer, die bereits eine Photovoltaikanlage in Erwägung ziehen, kann sich die zusätzliche Begrünung und Regenwassersammlung jedoch sehr lohnen, da sie die Betriebskosten senkt und den Wert der Immobilie steigert.
Die Begrünung dient auch als Ballast für eine einfachere Installation der Solarrahmen, erhöht die Lebensdauer der Solaranlage und verzögert die Notwendigkeit größerer Reparaturen um mehrere Jahre, was die ursprüngliche Investition zusätzlich aufwertet. Und da der Klimaschutz auf der Prioritätenliste immer weiter nach oben rückt, bieten immer mehr europäische Städte – darunter Hamburg, Berlin und Rotterdam – Subventionen für grüne und multifunktionale Dächer an.
Idealer Praxis-Vergleich in Amsterdam
Das Mannoury-Projekt in Amsterdam besteht aus zwei Wohntürmen mit 64-Wohneinheiten, die eine ideale Gelegenheit für vergleichende Forschung in großem Maßstab bieten. Ein Wohnturm ist zusätzlich zu den Photovoltaik-Modulen mit Dachbegrünung ausgestattet, der andere nur mit einem herkömmlichen schwarzen Bitumendach, ansonsten sind beide Türme identisch. Dadurch können im Rahmen des Projekts die möglichen Vorteile von blau-grünen Dächern genau analysiert werden. Die erzeugte Solarenergie, der Kühleffekt der Begrünung, die Wasseraufbereitungseigenschaften und ein vollständig computergesteuertes Wassermanagementsystem werden hier in einer zweijährigen Studie getestet.
Ein zusätzliches Alleinstellungsmerkmal des Projekts ist die Nutzung des Duschwassers aus den Wohneinheiten des blaugrünen Wohnturms zur Bewässerung der Dachpflanzen. Ermöglicht wird dies durch die Filtereigenschaften der ebenfalls auf dem Dach angesiedelten Sumpfpflanzen. Die Platzierung der Photovoltaik-Module auf dem Dach ist eine weitere Besonderheit.
Normalerweise werden auf blau-grünen Dächern die Module so niedrig wie möglich verbaut und mit Steinen beschwert, um diese vor dem Wind zu schützen. Für das Mannoury-Projekt hingegen wurde eine spezielle Stahlkonstruktion angefertigt, die die Module anhebt und direkt im Fundament des Wohnturms verankert. Die Konstruktion ermöglicht eine intensivere Bepflanzung des Daches, da unter den Modulen zusätzlicher Platz entsteht.
Die ersten Ergebnisse der zweijährigen Studie sind vielversprechend. Auf dem blau-grünen Dach sind weitaus kühlere Bedingungen zu erkennen, auch der Ertrag der PV-Paneele erweist sich dementsprechend als deutlich höher.
Fazit
Angesichts der wachsenden klimatischen Herausforderungen sind Lösungen für urbane Räume gefragt, die nicht nur die Umweltbelastung reduzieren, sondern auch die Lebensqualität verbessern. Biosolardächer und Gründächer können genau dies leisten. Neben den ökologischen Vorteilen bieten diese multifunktionalen Dächer Gebäudeeigentümern die Möglichkeit, Nachhaltigkeitsziele zu erreichen und gleichzeitig einen Beitrag zur Anpassung an den Klimawandel zu leisten. Bei der Entwicklung von Städten sind multifunktionale Lösungen, die Natur und Technologie integrieren, ein Schritt in Richtung einer widerstandsfähigen und lebendigen städtischen Umwelt.