Die Filiale: so sicher wie ein Geldschrank - aber auch so unflexibel?

Abbildung von Jahresschaltuhr TC 649. Es lassen sich vier Kanäle schalten, zwei Wechsler und zwei Schließer.

Es lassen sich vier Kanäle schalten, zwei Wechsler und zwei Schließer. (Quelle: Theben AG)

Daten in der Cloud zu speichern oder Anlagen per Web zu steuern ist in vielen Unternehmen ein Standardverfahren. Die weltweit vorhandene Infrastruktur des Internets zu nutzen, verspricht hohe Einsparungen und einen signifikanten Zugewinn an Flexibilität und Effizienz. Jedoch sind auch Gefahren, wie Datendiebstahl oder Sabotage untrennbar mit diesem Vorgehen verbunden. Mit den Sicherheitsanforderungen mancher Branchen sind derartige Risiken nicht zu vereinbaren. Auch Lebensmittelmärkte gehören dazu. Viele dienen bei Katastrophenalarm als Notfallversorger und halten hierfür große Warenlager vor. Aber auch im Alltag erfordern hohe Umsätze und die Logistik für den Umgang mit großen Mengen empfindlicher Lebensmittel ein gut geschütztes Datennetz. Die Kommunikation erfolgt dann ausschließlich über gut gesicherte VPN-Tunnel. Auf die Cloud als Datenspeicher wird ganz verzichtet.

Diese Vorgaben sind jedoch ein K. o.-Kriterium für gängige Fernschaltsysteme. Sie sind für offene Netze entwickelt, in denen die Komponenten jederzeit kommunizieren können. Es erscheint auf den ersten Blick kaum sinnvoll, diese Sicherheit für die oben beschriebenen Schaltaufgaben "aufs Spiel zu setzen". Bevor die Verantwortlichen einen Cyber-Angriff riskieren, nehmen sie die Fahrtkosten für einen Techniker in Kauf. Bei ein oder zwei Fahrten im Jahr scheint der Aufwand überschaubar.

Allerdings wachsen auch die Anforderungen an diesen scheinbar nebensächlichen Bereich. Die Gründe sind vielfältig. Da ist zum einen die Forderung nach Energieeinsparung. Sie wird nicht nur firmenintern aus Gründen der Kosteneffizienz gestellt; auch die Verbraucher und die Medien hinterfragen die Ökobilanz eines Unternehmens. Die Beleuchtung fällt dabei im Wortsinn besonders ins Auge. Ein anderer Grund ist die Neupositionierung der Discounter. Statt halbausgepackter Ware auf Paletten prägen Frischezonen die Geschäftsräume. Das neue Image von Qualität zum günstigen Preis muss sich auch im äußeren Erscheinungsbild widerspiegeln. Kurz gesagt: Der Kunde erwartet eine freundliche und einladende Beleuchtung schon bei der Zufahrt. Eine nachts weithin strahlende Leuchtreklame in einem menschenleeren Gewerbegebiet wird er jedoch als Energieverschwendung empfinden. Die Beleuchtungssteuerung muss hierfür zielgerichteter und flexibler sein.

Technisch wäre dies mit einer klassischen Schaltuhr möglich, der Programmieraufwand und die Gefahr von Fehl ­bedienungen stehen jedoch in keinem Verhältnis zum Nutzen. Einige Beispiele verdeutlichen dies: Viele Kommunen genehmigen verkaufsoffene Sonntage. Diese werden turnusmäßig in Absprache mit den Nachbargemeinden festgelegt. Sie ändern sich somit jedes Jahr und sind auch innerhalb einer Region nicht einheitlich erfassbar. Dazu kommen Sonderereignisse wie ein Tag der offenen Tür oder ein Stadtjubiläum. Das genaue Gegenteil ist beispielsweise die "Earth-Hour" des WWF.

Möchte sich ein Unternehmen einerseits als verbunden mit der Region zeigen, andererseits sein Verantwor ­tungsbewusstsein für die Umwelt unterstreichen, muss die Beleuchtung außer der Reihe zuverlässig ein- oder ­ausgeschaltet sein. Der Techniker kann dann keine Standardprogramme verwenden, sondern muss jeden Markt individuell behandeln, ein zeitaufwendiges und fehler ­anfälliges Verfahren. Sind die Sondertermine bei der jähr ­lichen Anfahrt nicht bekannt oder wurden sie übersehen, stehen kostspielige Sonderfahrten an. Auch das Umfeld birgt Überraschungen. Ändert ein benachbartes Einkaufszentrum oder ein Wettbewerber seine Öffnungszeiten, wird dies die Kundenfrequenz in der eigenen Filiale beeinflussen. Dann muss der Betreiber rasch reagieren und wieder außer der Reihe eine Servicefahrt veranlassen. Will man diesen Anachronismus beenden, muss man bei der Programmierung ansetzen.

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