Zu schwachen Anreizen gesellen sich Auflagen

Abbildung von Holzvergaser. Der Holzvergaser von Lipro Energy arbeitet vollautomatisch mit getrennten Prozessstufen.

Der Holzvergaser von Lipro Energy arbeitet vollautomatisch mit getrennten Prozessstufen (Quelle: Lipro Energy)

Wegen des schwachen Heimatmarkts setzt Lipro Energy wie die anderen Hersteller auf den Export. Etwa nach Japan, wo es eine attraktive Einspeisevergütung gibt. Hierzulande liegt die im EEG festgelegte Vergütung mit rund 13 Ct/kWh dagegen unter der für Biogas. Zu den schwachen Anreizen gesellen sich Auflagen, die es den Betreibern auch nicht einfacher machen. So ist für Blockheizkraftwerke bald eine aufwendige Zertifizierung vorgeschrieben, sobald sie ins Niederspannungsnetz einspeisen. Und ab einer Leistung von 100 kW besteht ein Zwang zur Direktvermarktung. "In Deutschland hat Holzgas eine schwache Lobby", klagt F. Köster, "dabei ist es das Beste, was man energetisch mit fester Biomasse machen kann."

Schon Ende des 19. Jahrhunderts verbrannte man Holzgas in Motoren. Seit in Kriegs- und Nachkriegszeiten Autos damit fuhren, galt es eher als Exot aus der Mangelwirtschaft denn als innovative Technologie. Am Image kratzten auch schlecht laufende Anlagen aus den Anfangstagen des EEG. "Es gab zeitweise viele schwarze Schafe in der Branche", bekennt J. Fintelmann. Weil Komponenten nicht zusammenpassten oder weil Teer die Ventile und Kolbenringe im Motor verklebte. Inzwischen gilt die auf dem Markt verfügbare Technik als ausgereift. Doch nun mangelt es an politischer Unterstützung.

Das Potenzial von Holzgas geht weit über den derzeitigen Nischen-Status hinaus. Zudem ist die grundlastfähige Technologie für die Energiewende relevant. Als Betreiber kommt vorrangig infrage, wer die thermische Energie des Blockheizkraftwerks nutzen kann. Etwa als Prozesswärme, in einem Nahwärmenetz oder einem Schwimmbad. Andere Anwender suchen vor allem eine sinnvolle Nutzung für Reststoffe. Oder sie bringen Anbieter und Nutzer per Contracting zusammen. Wirtschaftsingenieur J. Fintelmann gibt eine Spanne zwischen drei und sieben Jahren für die Amortisa ­tion an. Ob eine Anlage rentabel ist, wird neben der Wärmeverwertung und den Brennstoffkosten auch von der Vergütung beziehungsweise dem Eigenverbrauch des Stroms beeinflusst. Zu beachten ist aber noch viel mehr. "Der genehmigungsrechtliche Aufwand für die Abfallverwertung kann ein Knock-out-Kriterium sein", weiß J. Fintelmann. Der Wirtschaftsingenieur legt Wert auf eine ganzheitliche Projektprüfung und die Standorteinbindung:"Wenn wir z. B. merken, dass das Brennstoffkonzept schöngerechnet ist, raten wir auch mal von einer Anlage ab."Angehende Betreiber lernen schnell: Wer Holzgas nutzen will, sieht sich nicht nur einer anspruchsvollen Technik gegenüber – das Berechnen der Wirtschaftlichkeit ist nicht minder komplex.

Feine Abfälle wie Sägespäne oder Laub sollen nutzbar werden

Damit Anlagen leichter rentabel werden, will Lipro Energy sein Verfahren an immer neue Brennstoffe anpassen. "Was durch den Verkauf hereinkommt, fließt zum großen Teil in die Entwicklung", seufzt der fürs Kaufmännische zuständige J. Fintelmann. Künftig sollen auch feine Abfälle, wie Sägespäne oder sogar Laub, nutzbar werden. Den Vergaser für neue Materialien einzustellen, ist jedoch alles andere als trivial. Jeder Brennstoff braucht eine besondere Prozessführung und kann sich unterschiedlich auf Anlagenverschleiß und Emis ­sionswerte auswirken. Problematisch sind etwa Chlor und Ammoniak. Trotz solcher Herausforderungen gibt es weltweit Interessenten: Probeweise landeten schon Palmkerne, Kaffeereststoffe, Gärabfälle und die Schalen hawaiianischer Macadamia-Nüsse im Holzvergaser.

Peter Ringel ist als freier Journalist in Oldenburg tätig.
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