Prototyp läuft seit fünf Jahren

Abbildung von Reaktor. Im oberen Teil des Reaktors wird das Pyroloyse-Gas oxidiert, anschließend im unteren Teil im Kohlebett reduziert.

Im oberen Teil des Reaktors wird das Pyroloyse-Gas oxidiert, anschließend im unteren Teil im Kohlebett reduziert. (Quelle: Lipro Energy)

Dass ein Holzgaswerk nicht unbedingt hochwertiges Brennmaterial braucht, belegt schon der Prototyp von Lipro Energy. Dieser läuft seit fünf Jahren und macht einen Ökobetrieb, der einen zu geringen Energiebedarf für eine Biogas-Anlage hat, in der Strom- und Wärmebilanz autark. Gefüttert wird das automatisch laufende Kleinkraftwerk mit allem, was rings um den Hof bei der Pflege von Hecken anfällt. Zudem wurden einige Extrareihen für den Kurzumtrieb angelegt. Diese erste Anlage war zunächst nur als Konzept für die elterliche Hofgemeinschaft der Gründer gedacht. Als sich bei der Recherche für eine Abschluss ­arbeit zeigte, dass nichts Passendes auf dem Markt war, schweißten die Jungingenieure selbst ein Kraftwerk zusammen und fanden so zur Geschäftsidee. Was sie bei der Literaturrecherche gelernt hatten, nutzten die Maschinenbauer, Mechatroniker, Informatiker, Forst- und Betriebswirte fürs Design der eigenen Anlage. "Es gibt tausende Entwicklungsprojekte, vom Labormaßstab bis zum Großkraftwerk, deren Betrieb später eingestellt wurde", erklärt F. Köster. Viele der für die Holzvergasung erteilten Patente seien nie zur Anwendung gekommen, flossen aber teils in die Entwicklung des Lipro-Kraftwerks ein. Die Software wurde selbst programmiert. "Wir liefern eine Steuerung aus einem Guss", sagt der kaufmännische Geschäftsführer Julian Fintelmann. Sensoren messen Temperaturen, Druckdifferenzen, Füllstände sowie Durchflüsse. Verschleißteile und Öl wechselt meist der Betreiber vor Ort. Ein Großteil der Wartung ist per Fernzugriff möglich.

Die neun Lipro-Holzgaswerke, die bislang in Deutschland, Österreich und Japan in Betrieb sind, werden von Forstbetrieben, Landwirten und Bio ­massehöfen ­betrieben. Fast alle entschieden sich für die größere Kraftwerk-Variante mit 50 kW elektrischer und 100 kW thermischer Nennleistung. Rund 30 weitere Holzgaswerke sind in der Planung. Als nächstes werden Anlagen in Japan, der Schweiz und Österreich errichtet. In Deutschland beschränkt sich das Geschäft meist auf das Aufrüsten von Bestandsanlagen mit hohen Vergütungen; entsprechend gering ist das Marktvolumen. Nach Schätzungen des Förder ­netzwerks Erneuerbare Energien wurde hierzulande bis 2016 eine elektrische Leistung von gut 30 MW installiert. Tendenz: abnehmend.

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