Die Planung für das Photovoltaik-Kraftwerk „Mailänder Messe“

Tabelle von geplanten PV-Großanlagen. Tabelle 2: Aspekte der geplanten PV-Großanlage und der Messe Mailand-Rho.

Tabelle 2: Aspekte der geplanten PV-Großanlage und der Messe Mailand-Rho (Quellen: [7], [8], [9])

An dem Joint Venture ist die Stadtwerke-Tochter A2A Rinnovabili mit 60 % beteiligt, 40 % entfallen auf die Stiftung. Die auf einzelne Dächer des Messegeländes aufgeteilte Anlage – die Module dürften deren Fläche etwa zu 80 % einnehmen – wird in Summe auf eine Leistung von 10,15 MWp kommen [7]. Das Politecnico Milano (TU Mailand) war in die Planung einbezogen, etwa hinsichtlich der zu realisierenden Ausrichtung und Neigung der Module. Man geht bei den in Mailand herrschenden Einstrahlungsbedingungen (Tabelle 2) von einer Jahresstromerzeugung in der Größenordnung von 12 GWh aus.

Der Stromverbrauch des Messegeländes hatte sich im Jahr 2012 auf 45 GWh belaufen [8]. Der Bedarf entsteht dabei natürlich hauptsächlich im Rahmen der abgehaltenen Veranstaltungen. Hier ist kurz, angesichts ihrer energetischen Relevanz, auf die im „Strategieplan 2018 bis 2022“ der Messe erwähnte Saisonalität des Veranstaltungswesens einzugehen. In der Tat zeigt sich im Blick auf das Jahr 2019, dass auf dem Gelände in Rho im Juni und August keine, im Januar, Juli und Dezember nur jeweils eine Messe, im März zwei Messen stattgefunden haben bzw. stattfinden. Mehr Betrieb herrscht(e) dagegen im April und Oktober (jeweils vier) sowie im Mai und September (jeweils fünf). Die Höhepunkte stell(t)en der Februar (sieben) und der November (acht) dar.  
Die Anlage wird nun so ausgelegt werden, dass ein möglichst hoher Anteil des erzeugten Stroms von den Einrichtungen auf dem Messegelände selbst verbraucht und nur ein eventueller Überschuss ins öffentliche Netz gespeist werden soll.  Während im Februar und November bei geringer Einstrahlung und vielen Messen ggf. nur wenig Strom ins Netz eingespeist werden muss, könnte das im Sommer anders aussehen, nachdem im Juni, Juli und August bei hohen Einstrahlungswerten kaum oder keine Messen stattfinden.

Die Planung geht davon aus, dass die Konstellation für alle Beteiligten einen Gewinn erbringt. So soll der Strombezugspreis für die Abnehmer auf dem Gelände niedriger sein als im Falle des Netzbezugs und zudem soll aus dem Verkauf an die Abnehmer für den Betreiber ein Gewinn resultieren. Dazu sollen über ein sog. „Power Purchase Agreement“ (PPA) langfristige Energielieferverträge abgeschlossen werden.

Ihre zurückgehenden Stromgestehungskosten bringt die Photovoltaik tatsächlich in direkten Wettbewerb mit dem von den Netzbetreibern gelieferten Strom [2]. Wird der von ihr erzeugte Strom vor Ort verbraucht, gestattet das eine Verringerung der Strombezugskosten des Systembetreibers.

Der Strombezugspreis für Nicht-Haushaltskunden hatte in Italien im Jahr 2017 innerhalb eines Spektrums von 101,4 €/MWh (Hoch- und Höchstspannung) über 130,7 €/MWh (Mittelspannung) bis hin zu 195,2 €/MWh (Niederspannung) gelegen [5] (ohne Steuer). Zugleich konnten dort für gewerbliche PV-Anlagen im Jahr 2017 überschlägig Investi­tionskosten (einschl. Installation) in einer Spanne zwischen 1 €/Wp und 1,4 €/Wp verzeichnet werden, bei industriellen Aufdach-Anwendungen waren es zwischen 0,8 €/Wp und 1,0 €/Wp (ohne Mehrwertsteuer) [2]. Angesichts der bei einer Leistung von 10 MWp gehörigen Größenordnung des Mailänder Projekts und der tendenziell weiter rückläufigen Investitionskosten könnte sich die Investition dort am Ende in einem geschätzten Spektrum zwischen rund 700.000 und 900.000 €/MWp bewegen. Der Bau des Kraftwerks soll übrigens ohne staatliche Fördergelder auskommen.

Aktuell läuft nun das Genehmigungsverfahren für das Kraftwerk, die Verträge zwischen den beteiligten Partnern sind geschlossen. Noch im Jahr 2019 soll ein erster Teil der Anlage gebaut und angeschlossen werden, im Jahr 2020 dann die restliche Leistung folgen. Dabei besteht auch die Option eines später noch erheblichen Ausbaus auf eine Leistung von dann insgesamt 14 MWp und zwar im Zuge der weiteren baulichen Entwicklung im Umfeld des Messekomplexes.

Das Mailänder Messe-Projekt erschöpft sich am Ende nicht in der Errichtung der photovoltaischen Großanlage. Darüber hinaus ist auch vorgesehen, Energiespeicher auf dem Messegelände einzurichten und dort auch Lösungen zur Bereitstellung einer geeigneten Infrastruktur zum Laden von Elektromobilen zu entwickeln. Tabelle 2 enthält eine Übersicht von Gesichtspunkten zur geplanten Anlage.

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