Größere Rotorendurchmesser für das Binnenland

Portrait von Geschäftsführer von Enbreeze, Jacques Fischbach. Der Geschäftsführer von Enbreeze, Jacques Fischbach, fordert: "Die Genehmigungsverfahren sollen nicht einfach an die Verfahren bei Großwindanlagen angelehnt sein, sondern individuell auf Kleinwindanlagen angepasst werden"

Der Geschäftsführer von Enbreeze, Jacques Fischbach, fordert: "Die Genehmigungsverfahren sollen nicht einfach an die Verfahren bei Großwindanlagen angelehnt sein, sondern individuell auf Kleinwindanlagen angepasst werden" (Quelle: Enbreeze)

Im unteren Leistungssegment sind auch die Anlagen von Bestwatt angesiedelt. Die „BestWind 10“ mit 9,8 kW Nennleistung, Direktantrieb und aktiver Windnachführung gibt es mit Turmhöhen von 18 m bis 30 m. Die ähnlich ausgestattete „BestWind 30“ mit 29,8 kW ist mit Turmhöhen von 24 m bis 42 m verfügbar. Das niederländische Unternehmen entwickelt seine KWA stetig weiter. Bestes Beispiel hierfür ist die kürzlich vorgestellte „BestWind 30 6.5“, die sich mit einem größeren Rotordurchmesser besonders für Binnenlandstandorte eignet.

Große Möglichkeiten sieht man bei Bestwatt in der Kombination mit Photovoltaik. Deshalb bieten die Niederländer auch Hybridlösungen aus Windenergie und Photovoltaik gepaart mit einem Speichersystem an. Es gilt als gesetzt, dass sich mit dem Eigenverbrauchswert auch die Wirtschaftlichkeit eines Projekts steigern lässt. Der Hersteller, der schon diverse Anlagen aufgestellt hat, unter anderem eine auf der Ostseeinsel Fehmarn oder gleich vier mit 29,8 kW auf der Nordseeinsel Pellworm, berichtet von „steigenden Absatzzahlen in Deutschland“. Vor allem im landwirtschaftlichen und gewerblichen Bereich sieht man interessante Absatzgebiete. „Immer mehr Unternehmen wollen von einer dezentralen CO2-freien Stromproduktion profitieren. Auch der Imagegewinn und die Ökobilanz des Betriebs sind hierbei wichtig“, betont man bei Bestwatt.

Für viele Kunden spiele auch das zu erwartende Aufkommen der E-Mobilität bei der Investitionsentscheidung eine wichtige Rolle. Eine große Hürde sind die Genehmigungsverfahren. Dabei nennt man bei Bestwatt vor allem die häufig unverhältnismäßig hohen Anforderungen des Naturschutzes. Hier würden sich die Behörden gerne auf Standpunkte analog zu Großwindenergieanlagen berufen. Deshalb sei der Gesetzgeber gefordert, die Verhältnis­mäßigkeit und Rahmenbedingungen wiederherzustellen bzw. festzulegen. Bestwatt erläutert die Verhältnisse am Beispiel seiner 30-kW-Anlage. Diese komme lediglich auf eine überstrichene Rotorfläche von 1,89 % einer aktuellen Großwindenergieanlage und auch die Gesamthöhe erreiche nur rund ein Viertel.

Innovative Lösungen anstatt einfach eine Großanlage zu verkleinernÄhnlich sieht man dies beim Hersteller Enbreeze. „Die Genehmigungsverfahren sollen nicht an die Verfahren zur Genehmigung von Großwindanlagen angelehnt sein, sondern individuell auf Kleinwindanlagen angepasst werden“, fordert der Geschäftsführer Jacques Fischbach. Ähnliches gelte auch für das technische Konzept der 15-kW-Anlage von Enbreeze. „Wir haben nicht einfach eine Großanlage verkleinert, sondern innovative technische Lösungen gefunden“, berichtet J. Fischbach. Das Ergebnis sei ein robustes, wartungsarmes und exakt auf die Windverhältnisse in Bodennähe zugeschnittenes Produkt.

Anders als bei üblichen KWA arbeitet die Anlage trotz ihrer Nabenhöhe von gut 20 m deshalb wirtschaftlich. Sie produziere jährlich im Schnitt 30.000 kWh. Wegen der vereinfachten Genehmigung und der geringen Lärm­emission von weniger als 45 dB(A) könne sie auch in urbanen Gebieten aufgestellt werden. „So kommen unzählige für die Windenergie bislang ungeeignete Standorte in Frage“, betont J. Fischbach. Die Rotorblätter sind laut dem Enbreeze-Chef besonders für bodennahe Luftschichten mit höherer Turbulenz ausgelegt. Durch das auf die Anforderungen von KWA zugeschnittene, aerodynamisch robuste Design komme die Anlage auf einen Spitzenwirkungsgrad von 52 %.

Auf das bei Großanlagen übliche aufwendige Pitch-Regelungssystem wurde aus Kostengründen verzichtet. Enbreeze hat deshalb ein passives Pitch-Regelungssystem entwickelt, das die Luftkräfte am Rotorblatt gegen das Generatordrehmoment setzt. J. Fischbach erläutert die Wirkungsweise so: „Hält man ab Erreichen der Nennleistung das Generatordrehmoment konstant, so pitchen die Rotorblätter passiv aus dem Wind – immer genau so weit, dass die Nennleistung erreicht wird. Nimmt man die Generatorleistung komplett weg, pitchen die Rotorblätter automatisch aus dem Wind.“

Weitere Anlagengrößen bezüglich der Leistung sind zunächst nicht geplant. Grund hierfür ist, dass jede Anlagengröße spezifisch auf unterschiedliche Windstandorte und Windgeschwindigkeiten zugeschnitten sein muss, um die optimale Leistung und den maximalen Energieertrag zu erreichen. „Dies zieht eine jahrelange notwendige Entwicklung mit sich“, weiß J. Fischbach.

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